Die Raubkriege Ludwigs XIV. und die Türkenkriege.
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ber Renaissance entwickelt unb würbe nunmehr ber herrschend Stil in
Europa, ber burch Massenhaftigkeit bes gesamten Aufbaus wie ber einzelnen
Bauglieber, burch unregelmäßige, gebrochene unb geschwungene Formen,
burch überreiche, malerische Dekoration ben Einbruck bes Großartigen unb
Würbevollen zu erreichen suchte. Mit ihm steht in engstem Zusammen-
hang ber jetzt aufkommenbe G a r t e n b q u st i l, ber seine Ausbilbung
vornehmlich burch Lubwigs XIV. Gartenkünstler Len 6 tre, ben
Schöpser „einer grünen Architektur", empfangen hat unb bessen wesent¬
lichste Elemente Terrassen unb Blumenparterres, beschnittene, symmetrisch
lausenbe Baumgänge, bazu künstliche Grotten, Wasseranlagen unb Skulp-
turenschmuck sinb. Die Vorliebe für höchst bewegte Gestalten unb für alle-
gorische Darstellungen beherrscht großenteils bie bildende Kunst. Die be-
beutenbsten Maler ber Zeit waren Nicolas Poussin unb ber nach
seiner lothringischen Heimat so benannte Claube Lorrain, bie
Meister ber heroischen Lanbschaft.
§ 19. Der Hos Ludwigs XIV. Das Hofleben, bessen beherrschter Der H°f.
Mittelpunkt ber König war unb bas sich außer in Fontainebleau und
St. Germain besonders in ben mit ungeheuren Kosten erbauten könig-
lichen Schlössern zu Versailles, Trianon, Marly abspielte, wirb gekenn¬
zeichnet burch glänzende Pracht unb strengste Etikette, hinter ber sich oft
Frivolität unb Sittenlosigkeit verbargen. Der König war vermählt mit
Maria Theresia von Spanien, hielt sich^aber Mätressen. Als
seine erste Gemahlin starb, vermählte er sich mit ber Frau von
Maintenon, mit ber ein Geist äußerlich strenger Kirchlichkeit am
Hofe einzog. Sein Sohn, ber Dauphin, starb vor ihm, ebenso sein Enkel,
ber Herzog von Burgunb.
Wie bie Staatskunst Lubwigs XIV., so hat auch sein Hofleben
Schule gemacht. Die Formen ber französischen Geselligkeit, bie Etikette,
bie Prachtliebe, bie Baulust, der Luxus unb auch bie Unsittlichkeit bes
Hofes von Versailles fanben in Europa vielfach Nachahmung, so auch
an ben mittleren unb kleinen beutschen Fürstenhösen, obwohl
hier bie Verschwenbung nur burch schwere Bebrückung ber Untertanen
ermöglicht würbe unb ber äußere Prunk unb Auswanb zu ber politischen
Ohnmacht unb Bebeutungslosigkeit in grellem Gegensatz stanb.
Die Raubkriege Ludwigs XIV. und die Türkenkriege.
§ 20. Die europäische Lage. Dem zentralisierten Staatswesen, zu
bem sich Frankreich unter Lubwig XIV. entwickelte, war keiner ber Nach-
barstaaten gewachsen. Das b e u t s che Reich war wirtschaftlich burch benDeutMand.
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