Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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Aus der Geschichte der Neuzeit. 
Humanisten geförderte Kenntnis der alten Sprachen tritt in den Dienst 
der Schriftforschung; die Volksschule und damit die Fertigkeiten 
des Lesens und Schreibens werden allgemeiner verbreitet; dem gemeinen 
Manne wird seitens der Evangelischen der Katechismus und die deutsche 
Bibel in die Hand gegeben. 
Auch in der katholischen Kirche erfährt das religiöse Leben eine Ver¬ 
tiefung. 
Politische Verhältnisse Deutschlands, a) Die Kaiserkrone 
geht an Karl V. über, den Erben der habsburgischen Lande, Spaniens 
mit seinen Nebenlanden und Kolonien sowie Burgunds. Für Karl ist das 
Deutsche Reich immer nur eins seiner Reiche, ein Teil seines Gesamt¬ 
reiches. Er beurteilt und behandelt die deutschen Angelegenheiten 
nicht vom deutsch-nationalen Standpunkte aus, sondern allein 
nach dem Interesse seiner Gesamtmonarchie. Damit beginnt 
Deutschland vom Auslande politisch abhängig zu werden. 
b) Da die Reformation nicht in allen deutschen Territorien durch¬ 
geführt wird, so wird die Nation dauernd kirchlich gespalten; bei 
der engen Verflechtung geistlicher und weltlicher Angelegenheiten folgt auf 
die kirchliche Spaltung notwendig die politische. Alle bisherigen Gegen¬ 
sätze ordnen sich dem einen großen Gegensatz „Für oder wider Rom" 
unter. Die am Anfange des Jahrhunderts geschaffene neue Verfassung 
wird durch die Stärke dieser Spannung gelähmt. Die innere Zwie¬ 
tracht führt zum offenen Kriege. Da die Kaiser in diesen zugleich 
religiösen und politischen Kriegen Partei nehmen müssen, ja dauernd die 
Führer der einen Partei sind, so büßt die höchste Gewalt in weiten 
Kreisen der Nation den Rest ihres Ansehens ein und wird von ihnen 
als eilte feindliche Macht betrachtet, gegen die man Verbündete im Aus¬ 
lande sucht. 
c) Infolge der Reformation tritt ein großer Besitzwechsel ein; die 
säkularisierten Kirchengüter stehen vor allem den protestantischen 
Fürsten zur Verfügung und werden zu ihren Zwecken verwendet. Da 
diese an die Spitze ihrer Landeskirchen treten und damit einen Teil 
der bisherigen bischöflichen Gewalt erwerben, so wird ihre fürstliche 
Gewalt verstärkt, und sie tun einen Schritt vorwärts zur Souveräni¬ 
tät, d. h. der (von Kaiser und Reich) unabhängigen Staatsgewalt. _ 
d) Der deutsche Handel wird vom niederländischen und englischen 
überholt. Lübeck spielt zum letztenmal eine große Rolle im Norden, 
Magdeburg trotzt noch dem Kaiser, aber im allgemeinen ist die Blüte¬ 
zeit der Städte vorbei. 
e) Schwere innere Krisen, die sich in der früheren Periode bereits 
angekündigt haben, erschüttern das Reich. Die Ritterschaft büßt nach 
der Sickingenschen Fehde ihre Bedeutung ein. Die unteren Stände 
in den Städten und die Bauern erleiden nach dem Mißlingen der 
Revolution vom Jahre 1525 einen schweren und andauernden Rück¬ 
gang ihrer rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lage.
	        
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