Full text: Das Altertum (Teil 1)

— 97 - 
war. Die Edelleute des Landes bildeten die berittene Garde. Auf jede Weise suchte 
Philipp das bis dahin zurückgebliebene Volk der Macedonier zu heben1. 
2. Philipps Fortschritte im Norden. Philipp begann damit, sich 
sür das Vordringen nach Süden den Rücken zu decken und seinem Lande den 
Zugang zum Meere zu eröffnen: er besiegte die Päonier und Jllyrier und 
nahm dann (seit 357) die zum Teil schon früher zu Macedonien gehörigen 
Griechenstädte Amphipolis, Phdna, Potidäa und Methöne weg, ohne 
daß die Athener, durch den gleichzeitigen Bundesgenossenkrieg (357 bis 
355) geschwächt, ihm entgegentraten. 
Auch die thransche Küste zog Philipp in den Bereich seiner Macht; 
im Mittelpunkt der dortigen Goldbergwerke legte er die Stadt Philippi 
an (356). 
Der Krieg gegen die abgefallenen Bundesgenossen (Byzanz, Rhodns u. a.) 
wurde von den Athenern unter den Feldherren Chabrias und Chares unglücklich 
geführt und endete mit der Freigebung der Bundesgenossen. Nur Euböa und einige 
kleinere Inseln verblieben den Athenern. Abermals war es der Perserkönig (und sein 
Basall Mausölus in Karien), der den Griechen den Frieden diktierte, indem er durch 
seine Haltung die Athener zur Auflösung des Seebundes nötigte. 
Philipp verdankte seine Fortschritte besonders drei Umständen: 
1. der Kunst, immer den rechten Augenblick für seine Unternehmungen zu finden^; 
2. seiner selbständigen, weder von einem Rat noch einer Volksversammlung ab- 
hängigen Macht3; 
3. seiner Verstellung und Treulosigkeit; so überließ er das von ihm besetzte 
Amphipolis eine Zeitlang den Athenern gegen die Räumung von Pydna, um es ihnen 
hinterher wieder zu nehmen4. 
3. Philipps Einmischung in die Verhältnisse Mittelgriechen- 
lands. Nachdem Philipp schon als Verteidiger der thessalischen Städte gegen 
die Tyrannen von Pherä ausgetreten war, gab ihm der sog. Heilige Krieg 
gegen die Phocier (355—346) die gewünschte Gelegenheit, sich auch in 
den Angelegenheiten Mittelgriechenlands als Schiedsrichter auszuwerfen. Die 
Phocier, welche durch die Verwendung der Tempelschätze Mittel gewonnen 
hatten, den Krieg in die Länge zu ziehen, wurden schließlich von Philipp 
überwältigt und mit Verlust ihrer staatlichen Selbständigkeit bestrast. Die 
1 * Die Verdienste Philipps um die Macedonier zählt Alexander bei Aman 
('AAegavÖQov ävdßaoig VII, 9, 1—5) auf. 
2 * Dem. Ol. I, 2 u. 24. 
3 Er war in einer Person Staatsmann, Feldherr und Finanzminister; *vgl. 
Dem. Ol. I, 4. 
4 *Dem. Ol. II, 6. 
Stich. Lehrbuch der Geschichte. L Bd. 4. Auflage. 7
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.