Full text: Das Altertum (Teil 1)

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2. Das Auftreten des älteren Gracchus, 133. Ti. Sem- 
pronius Gracchus, der Sohn des S. 176 genannten um die Unter- 
werfung Spaniens verdienten Tiberius Gracchus und der Cornelia, der 
Tochter des älteren Africanus, unternahm es als Volkstribun des Jahres 
133, die Gebrechen des Staates zu heilen. Um aus den besitzlosen Bürgern 
wieder Kleinbauern zu machen, erneuerte er das Licinische Gesetz, nach 
welchem niemand vom Gemeindeland mehr als 500 Morgen haben sollte; 
doch sollten auch erwachsenen Söhnen 250 Morgen, der einzelnen Familie 
aber nicht mehr als zusammen 1000 Morgen (= 250 ha) bewilligt werden. 
Das dadurch srei werdende Land sollte in kleinen unveräußerlichen Losen an 
die Unbegüterten verteilt werden. 
Ti. Gracchus hatte auf seiner Rückreise aus Spanien, wo er Qnästor gewesen 
war, mit größtem Schmerz Italien leer von freien Leuten, die Latifundien angefüllt 
mit Sklaven gesehen. Durch seine feingebildete Mutter Cornelia' und den jüngeren 
Africanns, der mit Sempronia, der Schwester der Gracchen, vermählt war, hatte er 
den Sinn für griechische Bildung und die Richtung auf das Ideale erhalten; vgl. die 
Bestrebungen des Agis und Kleomenes S. 114. 
Die Härte der Gracchischen Reform lag darin, daß man sich im Laufe der Jahr- 
hunderte gewöhnt hatte, den Anteil am Gemeindeland (ager publicus) als Privat¬ 
besitz zu betrachten. 
3. Untergang des älteren Gracchus. Tiberius Gracchus ließ 
feinen Kollegen M. Octavius, der gegen das Ackergesetz Einsprache erhoben 
hatte, durch das Volk absetzen und brachte so das Gesetz durch. Mit der 
Ausführung desselben wurde eine Kommission von drei Männern, darunter 
Tiberius und sein jüngerer Bruder Gajus, betraut. Ein weiteres Gesetz 
sollte durch Verteilung der Schätze des Königs Attalas * den neuen Grund¬ 
besitzern Kapital zur Bewirtschaftung ihrer Güter verschaffen. Als sich aber 
Tiberius sür das nächste Jahr wieder zum Volkstribun wählen laffen wollte, 
stellte sich P. Scipio Nasica an die Spitze der Optimaten und sprengte die 
Wahlversammlung aus dem Kapital; in dem Getümmel wurde Ti. Gracchus 
mit 300 seiner Anhänger erschlagen (Ende 133). Die Ausführung seines 
Gesetzes geriet bald ins Stocken. 
Sowohl die Absetzung des Amtsgeuofsen als auch das Betreiben der eigenen 
Wiederwahl waren ungesetzliche Handlungen. Tiberius wußte das, glaubte aber um 
des Volkswohles willen das Herkommen verlassen zu dürfen. 
1 *Cic. Brut. 211: legimus epistulas Corneliae matris Gracchorum. 
1 Der damals verstorbene letzte König von Pergamnm hatte in seinem Testament 
die Römer als Erben eingesetzt (f. S. 176).
	        
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