— 63 —
II. Die Zeit der größten Kraftentfaltung. 500—404 v. Chr.
Überblick. Die zweite Periode der griechischen Geschichte, das 5. Jahr¬
hundert v. Chr., gliedert sich in drei je einem Menschenalter entsprechende
Zeiträume: das Zeitalter der Perserkriege, das Zeitalter des Perikles und
die Zeit des Peloponnesischen Krieges, welche Ausschwung, Höhepunkt und
Niedergang bedeuten. •
§ 12.
Die Perserkriege.
I. Der Jonische Ausstand 500—494 v. Chr.
II. Der 1. und 2. Perserkrieg 492 und 490 v. Chr.
III. Der 3. Perserkrieg 480—479 v. Chr.
IV. Angriffe der Griechen aus das Perserreich 479—449 v. Chr.
I. Der Jonische Ausstand, 500-494 v. Chr.
Nach der Überlieferung lag der Grund des Zusammenstoßes zwischen
den Griechen und dem persischen Weltreiche in persönlichen Händeln: Der
Jonier Histiäus, ein am persischen Hose zurückgehaltener Tyrann von
Milet, soll, um von Susa sortzukommen, seinen Schwiegersohn und Stell-
Vertreter in Milet, den ehrgeizigen Aristagoras bewogen haben, einen
Absall der jonischen Städte Kleinasiens vom Perserkönige zu veranlassen.
Der Plan gelang, die meisten Griechenstädte schlössen sich der Erhebung an
(500), doch konnte Aristagoras von dem mächtigsten Staate des Mutterlandes,
von Sparta, keine Unterstützung erlangen * und die Hilfe der Athener :
20 Schiffe, zu denen noch 5 aus Eretria kamen, reichte nicht aus, um die
Perser zu besiegen. Die Jonier eroberten zwar Sardes, das sie nieder¬
brannten, sie mußten aber den Rückzug antreten und wurden bei Ephesus
geschlagen. Nach der Rückkehr der Athener wurde die jonische Flotte bei der
Jnfel Lade (vor Milet) geschlagen. Mit der Eroberung und Zerstörung von
Milet war dann der Aufstand der Jonier niedergeworfen (494).
Histiäus hatte dem Perserkönig einst auf dem Zug gegen die Scythen (f. S. 24)
einen wichtigen Dienst geleistet. Darins hatte bei seinem Vorrücken über den jster
die Brücke den griechischen Großen, die sich ihm hatten anschließen müssen, zur
Bewachung anvertraut. Als dann die Perser jenseits _ des Jsterflnsses in großer
Bedrängnis waren, riet MiUiädes, ein in Thracien begüterter Athener, bte
Brücke abzubrechen unb bas Heer ber Perser bem Untergang preiszugeben. Htsttäus
aber sprach bagegen unb ermöglichte babnrch ben Rückzug bes Perserheeres. Des-
halb mußte Miltiabes seine Besitzung auf bem Thracischen Chersones aufgeben unb
i Der König Kleomsnes fanb ben Weg nach Susa, ben ihm Aristagoras auf
ber mitgebrachten ehernen Lanbkarte zeigte, zu weit. Überhaupt erkannten bie Griechen
erst allmählich bie Notwenbigkeit unb bie nationale Bebeutung bes Kampfes
gegen die Perser.