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Römische Geschichte.
1.
ZVtc äußerte sieb diese Alassenherrschaft?
1. Die äußere Politik des römischen Staates wurde seit dem
Jahre 200 vor Chr. immer mehr eine Eroberungs- und Plünderungs-
Politik. Die Römer mischten sich fortwährend in die Angelegenheiten
fremder Staaten; sie wurden Bundesgenossen^ der kleinen Mächte und
Könige, der Republik Rhodos, des Königs Eumenes von Pergamon,
des Königs Masinissa von Numidien, der Stadt Massilia (Marseille),
der Aduer im heutigen Frankreich. Um diese zu schützen, begannen sie
einen Krieg nach dem anderen mit den „Großen", was sie später nicht
abhielt, die „Kleinen" mit roher Gewalt zu unterdrücken. Die Zwietracht
zwischen den Parteien in Griechenland, dem Ätolischen und Achäischen
Bund, und zwischen den Königen von Mazedonien, Syrien und Ägypten
wurde eifrig genährt, eine Macht gegen die andere ausgespielt, damit
sie sich gegenseitig schwächten und desto leichter eine Beute der Römer
würden. Roms bester Bundesgenosse war zu allen Zeiten die
Zwietracht der anderen. Das Wort divide et irnpera („teile deine
Gegner und herrsche über sie") ist das A und O römischer Regierungskunst.
Man braucht nur die Ursachen zu verfolgen, die zum II. Maze¬
donischen Krieg (200—197), zum Syrischen Krieg (192—189), zum
III. Mazedonischen Krieg (171—168), zum III. Punischen Krieg (149—146)
führten, um dies bestätigt zu finden. Das wurde immer schlimmer,
weil wirklich alle Völker ringsum entartet waren und die Römer sich
allmählich an den Gedanken gewöhnten, daß ihnen von Rechts wegen
die ganze Welt, der orbis terrarurn, gehöre. Ein Land nach dem
anderen fiel ihnen zu, fo daß zur Zeit Christi die ganze antike Kultur-
welt zu einem großen Weltreich vereinigt war.
Dabei hatten die Römer kein anderes Ziel, als sich zu bereichern,
Geld zu gewinnen. Dem römischen Staatsschatz flössen Summen zu,
deren Höhe für die damalige Zeit geradezu märchenhaft war. Am
Schluß des II. Punifchen Krieges mußten sich die Karthager verpflichten,
50 Jahre lang je 1 Million Mark zu zahlen; der Syrische Krieg
brachte (189 v. Chr.) 75 Millionen Mark; die Beute, welche nach
dem III. Mazedonischen Krieg Ämilius Paulus nach Rom brachte (167
vor Chr.), war so groß, daß fortan für die römischen Bürger die
direkte Steuer wegsiel. Seitdem gewöhnten sich die Bürger
daran, nur Rechte, keine Pflichten zu haben.
Es waren vorwiegend Handelsintereffen, welche zur Zerstörung
von Korinth und Karthago (146) geführt haben. Wie brutal war die
Vergewaltigung Karthagos!