Object: Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) (2)

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Heinrich I. 
Sterbebett den Sachsenherzog Heinrich zum Reichsnachfolger. Mit ihm 
beginnt das Geschlecht der sächsischen Kaiser'). 
Als der Frankenherzog Eberhard, dem letzten Willen seines Bruders, 
des verstorbenen Königs Konrad, und dem Beschlusse der Fürsten folgend, 
dem Sachsenherzog Heinrich die Reichskleinodien überbrachte, war dieser, 
wie eine Sage erzählt, gerade im Harz am Vogelherd mit Vogelfang 
beschäftigt. Daher haben spätere Geschichtschreiber ihm den Beinamen 
„der Vogelsteller" oder „Finkler" gegeben; aber besser hätten sie ihn den 
„Großen" genannt. Denn Heinrich hat Großes für Deutschland gethan. 
Er war ein mutiger, thatkräftiger Manu, ein Schrecken der Feinde des 
Reichs, während er durch Leutseligkeit und Milde die Herzen seines 
Volkes unwiderstehlich an sich fesselte. Mit richtigem Blick erkannte er, 
daß das erste, was dem deutschen Volk not that, die Herstellung der 
Einheit fei. Darum fuchte er sich zunächst bei allen deutschen Stämmen 
nnd bei den ihm widerstrebenden herzoglichen Gewalten Anerkennung zu 
verschaffen und bald erhob sich das durch thu glücklich geeinigte Reich 
unter feiner weisen Leitung aus dem früheren Verfall. 
Kaum hatte Heinrich Ruhe und Ordnung im Innern des Reichs 
hergestellt, als demselben von äußert Gefahren drohten, die feine ganze 
Thätigkeit in Anspruch nahmen. Im Südosten des Reichs erneuerten 
die Ungarn ihre Ranbeinfälle in Deutschland, durch welche sie schon 
früher in den Zeiten der letzten Karolinger das Reich hart heimgesucht 
hatten. Als sie im Jahre 924 wieder nach Norddeutschland kamen, 
hatte Heinrich das Glück einen ihrer vornehmsten Anführer gefangen zu 
nehmen. Durch dessen Auslieferung erlangte er nun einen neunjährigen 
Waffenstillstand, doch mußte er einen jährlichen Tribut zahlen. Denn 
die Ungarn waren ein Reitervolk, gegen welches der nur zu Fuß käm¬ 
pfende deutsche Heerbann nicht bestehen konnte, unb in Norbbentschlanb 
waren nur wenige Stäbte unb Burgen, welche bie Ungarn auf ihren 
raschen Zügen hätten aufhalten unb bas bebrängte Lanbvolk aufnehmen 
können. In Sübbentschlanb bagegen waren schon seit ber Römerzeit 
nicht wenige Städte. Heinrich hatte daher zunächst für Norbbentschlanb 
ZU sorgen. Die bort vorhanbeuen festen Plätze, wie Merseburg, Quebliu- 
burg, Meißen, würben mit stärkeren Befestigungen umgeben unb dazu 
neue Burgen erbaut, wie Goslar, Dnderstedt n. a. Jeder neunte Mann 
mußte als Dienstmann in bie Bnrg ziehen, währeub bie acht übrigen 
’) Heinrich I 919-936. Otto I der Gr. 936—973. Otto II 973-983. Otto III 
983-1002, Heinrich II 1002-1024.
	        
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