82. Franz Hals, Der Admiral. 33. Franz Hals, Musizierende Knaben.
Nach Originalaufnahmen von Franz Hanfstaengl, München.
TDie van Dyck zarter und empfindsamer, so ist sein älterer Kunstgenosse Jacob Jor--
daens derber und volkstümlicher als Rubens. In breiten, kräftigen Zügen weiß er ins-
besondere das üppige Behagen bürgerlicher Familienkreise zu schildern, nicht mit über--
legener Ironie, sondern mit köstlichem Humor, der auch sich selbst über solche Freuden nicht
erhaben weiß. Der reich besetzte Tisch bildet für sich fast ein Stillleben.
Neben Jordaens als dem Meister des bürgerlichen Sittenbildes steht David Teniers
als Vertreter des bäuerlichen Genres. Teniers schildert mit Vorliebe das fröhliche, oft auch
ausgelassene Kirmestreiben, das er als feiner Kavalier gelegentlich mit seinem Besuche beehrt.
3m Gegensatz zu den katholischen südlichen Provinzen brachte die nach heißem Kampfe
erstrittene politische, bürgerliche und religiöse Freiheit in den vereinigten nördlichen Pro-
vinzen auch der Kunst eine völlige Befreiung von allen Fesseln der Tradition und stellte sie
auf eine vollkommen neue Grundlage. Das anspruchsvolle Altarbild wird aus den Kirchen
verbannt, an die Stelle der Heiligenlegenden treten die schlichten Erzählungen der Bibel. In
der profanen Welt ruhte das Auge mit Wohlgefallen und inniger Liebe auf Land und Leuten
der schwer errungenen Heimat, die so, wie sie war, dem geraden Wahrheitssinn schön und
interessant erschien und keines künstlichen Aufputzes bedurfte. So erwuchs auf kleinem Räume
eine reiche und mannigfaltige Kunst, als deren Hauptvertreter neben FranzHals vor allem
der seelisch tiefste aller modernen Künstler, Rembrandt,zu gelten hat.
Franz Hals lebte in Haarlem. Kein keckeres Symbol des kraftsprühenden Freiheits-
kämpsers als dieses mit flotten, breiten Pinselstrichen hingesetzte Bildnis des wetterfesten See-
Helden, dessen breitrandiger Hut sich kühn von dem durch ein Fenster hereinblickenden um-
wölkten Meereshorizont absetzt. Liebevoll beobachtet sind auch die beiden musizierenden
Knaben. Beide Male ist die Bildwirkung aufs glücklichste berechnet: die Figuren erscheinen
weder gedrängt noch lassen sie öde, leere Flächen.
Und nun Rembrandt! Kein größerer Gegensatz als Rubens, der Malersürst und ge-
wandte Hosmann, dessen von der Gunst der Zeit getragenes Schaffen einem mächtig sich ver-
breiternden, alle Lebensgebiete überflutenden und befruchtenden Strome gleicht, und Rem-
brandt Harmensz van Rijn, der Müllerfohnvon Leyden, der nach kurzem, glänzendem Aufstieg
als Mensch und Künstler mit den Forderungen der Gesellschaft in Zwist geriet und schließlich
weltabgewandt, unermüdlich den Problemen seiner Kunst nachgehend, still in sich versank!
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