Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte (Teil 6)

16 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuß.-deutschen Geschichte. 
Naseby (in der Nähe von Northampton) endete mit der Vernichtung des 
königlichen Heeres (1645). Karl flüchtete darauf zu den Schotten, aber 
er wurde von ihnen dem englischen Parlament ausgeliefert. 
Noch schien eine Verständigung zwischen dem König und dem Parla- 
mente möglich zu sein, da auch die Presbyterianer, die die Mehrheit des 
Hauses bildeten, eine Aussöhnung wünschten. Aber es zeigte sich, daß sie 
nicht mehr Herren der Lage waren. Zwischen ihnen und der kleinen 
Gruppe der °in ihren politischen Meinungen radikalen independen- 
tischen Mitglieder hatte sich ein Gegensatz herausgebildet, der bei den 
Unterhandlungen mit dem Könige in voller Schärfe hervortrat. Die 
Jndependenten verwarfen die Wiedereinsetzung des Königs. Ihre Stärke 
beruhte darauf, daß sie das Heer für sich hatten. Als das Parlament 
unter dem Einflusfe der Presbyterianer das Heer aus der Nähe von 
London zu entfernen versuchte, verweigerte es den Gehorsam, brachte den 
König in seine Gewalt und zog in der Hauptstadt ein. 
So trug in dem Kampf zwischen König und Parlament nicht der 
König und nicht das Parlament, sondern die beiden entgegengesetzte kleine 
Partei der radikalen Jndependenten den Sieg davon. Wie wenig das 
englische Volk mit dieser Wendung einverstanden war, zeigte der Auf- 
stand, den die königliche Partei anzettelte, und der sich über die ganze 
Insel verbreitete. Es gelang Cromwell erst nach mehreren Feldzügen, 
ihn völlig niederzuwerfen. 
Nach seiner Rückkehr nach London rechnete er mit seinen Gegnern 
ab. Er ließ die Presbyterianer mit Waffengewalt aus dem Haufe 
der Gemeinen vertreiben und übertrug der independentifchen Minderheit 
die Geschäfte (Rumpfparlament). Der König wurde vor einen außer- 
ordentlichen Gerichtshof gestellt und des Hochverrats angeklagt; mit 
stolzer, echt königlicher Haltung vertrat er die Sache des Königtums, für 
die er gefochten hatte. Er wurde zum Tode verurteilt und im Januar 
1649 vor dem Schlosse Whitehall in London enthauptet. S. kunstgesch. 
Anhang Nr. 29. 
Darauf wurde die Republik erklärt. 
§ 12. Die Republik. (1649—1660.) Von 1649 bis zu seinem Tode 
im Jahre 1658 hat Oliver Cromwell, gestützt auf das Heer, Eng- 
lands Geschicke geleitet, zuerst als einflußreichstes Mitglied des Staats- 
rates, dem die ausübende Regierungsgewalt übertragen war, seit 1653 
als Lord-Protektor. 
Cromwell ist einer der größten Staatsmänner und Feldherren, die 
England hervorgebracht hat. Er war ein Mann von kräftigem Körper- 
bau mit unschönem Gesicht, aber mächtigem Ausdruck darin, voll schwerer, 
wuchtiger Beredsamkeit, einfach und tapfer im Felde, das Entscheidende 
rasch erkennend, mit nachdrücklicher Kraft ausführend, ein überzeugter 
Puritaner.
	        
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