Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

und während des vierten Jahrhunderts vor Chr. 107 
Seine Jugend fällt in die Zeit des Peloponnesischen Krieges. Als 
noch junger Mann verließ er seine Vaterstadt, deren demokratisches 
Regiment ihm nicht zusagte, und schloß sich dem Jüngeren Zyrus 
auf seinem unglücklichen Feldzuge gegen Artaxerxes an. Dann 
ward er Freund des Agesilaus und starb nach einem wechselvollen 
Leben ungefähr gleichzeitig mit dem großen Spartanerkönig. 
Von seinen Schriften erzählt die Anabasis den Zug der Zehn¬ 
tausend, um deren glückliche Rückführung er selbst sich so große 
Verdienste erworben hat. Das Buch Hellenika gibt die griechische 
Zeitgeschichte ungefähr von dem Zeitpunkte ab, wo Thuzydides ab¬ 
gebrochen hat, bis zur Schlacht von Mantinea im Jahr 362. Die 
Zyropädie ist eine romanhafte Verherrlichung des Begründers 
des Perserreiches. Auch seine Denkwürdigkeiten des So¬ 
krates streifen als rein sachliche Wiedergabe der Lehren des von 
ihm hochverehrten Mannes noch das Gebiet der Geschichtsschreibung. 
Alle seine Schriften zeugen von aufrichtiger Wahrheitsliebe und 
von liebenswürdiger Bescheidenheit. 
B. Die Beredsamkeit. 
Unter den Rednern der Nachperikle'ischen Zeit ist dem Alter 
nach zuerst zu nennen Lysias. Da er in Athen, wo er lebte, das 
volle Bürgerrecht nicht genoß, war er nicht in der Lage, selbst 
vor dem Volke aufzutreten, sondern mußte sich auf das Gewerbe 
eines Logographen beschränken, d. h. er verfaßte in anderer Leute 
Angelegenheiten Reden, welche diese dann vor Gericht vortrugen. 
Nicht viel jünger war Isokrätes, der im Alter von fast 
hundert Jahren bald nach der Schlacht von Chäronea in seiner 
Vaterstadt Athen starb. Er war Lehrer der Beredsamkeit und 
nahm auch an dem politischen Leben regen Anteil. Er befürwortete 
den gemeinsamen Kampf aller Griechen unter Mazedoniens Führung 
gegen Persien. 
Unversöhnlicher Feind Mazedoniens bis an sein Lebensende blieb 
dagegen Griechenlands größter Redner, der Athener Demosthenes. 
Seine Lebensgeschichte, wie auch die seines beredten Gegners, des 
Mazedonierfreundes Äschines, ist großenteils verflochten in die 
Schicksale seines Vaterlandes. Er vergiftete sich selbst 322, um 
den Verfolgungen seiner politischen Gegner zu entgehen. 
C. Philosophie. 
Wie die Redekunst viel von ihrem Aufschwung der Sophistik 
zu danken hat, so die Philosophie deren großem Gegner Sokrates. 
Eine ganze Reihe von sogenannten Philosophenschulen hat in ihm
	        
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