Full text: Ratgeber für deutsche Lehrer und Erzieher

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Aus der Zeit der Staufen. 
jedoch bei den deutschen Fürsten nicht die nötige Hilfe, ja der mäch- 
tigste unter ihnen, Heinrich der Löwe, versagte ihm geradezu 
jede Unterstützung. Flehend soll der Kaiser bei einer Zusammen- 
kunft dem stolzen Mann sogar zu Füßen gesunken sein, doch Hein- 
rich blieb unerbittlich. Wahrscheinlich war er der Ansicht, daß er 
durch seine friedlichen Bestrebungen in Deutschland dem Reich 
mehr nütze, als durch seine persönliche Teilnahme an einem Kriegs- 
zug, der mit den eigentlich deutschen Interessen nichts zu tun habe, 
daß aber seine Bestrebungen in Deutschland gefährdet sein würden, 
wenn er sich aus seinem Lande, vielleicht auf längere Zeit entfernen 
würde. Trotzdem nahm Friedrich den Kampf gegen die weit über- 
legene Macht der Lombarden 1176 bei Legnano an, aber er 
erlitt eine vollständige Niederlage. Der Kaiser stürzte mit seinem 
Roß und verschwand im Getümmel. Schon beklagte man seinen 
Tod. Da, am dritten Tage, erschien er zur großen Freude der 
Seinen wieder in ihrer Mitte. 
Dieser Sieg der Lombarden änderte den Sinn des Kaisers. 
Er knüpfte Unterhandlungen mit Alexander an, die zu einer Aus- 
söhnung führten. Noch bezeichnen in der Vorhalle der St. Markus- 
kirche in Venedig drei Platten von rotem Marmor den Ort, wo 
der Kaiser in plötzlicher Bewegung vor dem Papst in die Kniee 
sank und den Friedenskuß von ihm empfing. Auch mit den Lom- 
barden schloß Friedrich durch des Papstes Vermittlung Frieden. 
Die Städte erkannten seine Oberhoheit an, behielten aber das 
Recht, sich ihre Obrigkeiten zu wählen. Als der Kaiser später noch 
einmal ohne Heer nach Italien zog, wurde er überall mit hohen 
Ehren empfangen. Mit seltenem Glänze ward in Mailand die 
Vermählung seines Sohnes Heinrich mit Konstantia, der Erbin 
des normannischen Reiches in Unteritalien, gefeiert. 
3. Friedrich und Heinrich der Löwe. Schon zuvor hatte 
Friedrich über Heinrich den Löwen Gericht gehalten. Dieser hatte 
die Zeit, wo der Kaiser durch seine Kämpfe in Italien festgehalten 
wurde, dazu benutzt, sich durch glückliche Kämpfe gegen die slavischen 
Völker im heutigen Mecklenburg und Pommern eine gewaltige 
Herrschaft zu gründen. Seine Macht reichte von den Küsten der 
Ostsee bis zu den Alpen. Durch zahlreiche Burgen und Ansiede- 
lungen holländischer und flamläudischer Kolonisten in den ver- 
ödeten Landstrichen wußte er seine Erwerbungen zu sichern. Die 
Städte Lübeck und'München verdankten Heinrich ihren Auf-
	        
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