Full text: Römische Kaisergeschichte, Das Mittelalter, Die neueste Zeit bis 1648 (Bd. 2)

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Schichten des Volkes der Geist der Selbständigkeit regte, wurden be- 
sonders die Städte von diesem Streben ergriffen. Es wurden zum 
Schutze gegen Unterdrückungen Bündnisse geschlossen, welche bald eine 
politische Bedeutung gewannen. Neben dem Handel trat von nun an 
immer bedeutender das Gewerbe hervor: neben die Gilden der Kausleute 
stellten sich die Zünfte der Handwerker. Durch die steigende Zahl der 
Pfahlbürger hob sich die Macht und der Reichtum der Städte; aber da 
sich die Pfahlbürger durch Aufnahme in die städtische Gemeinde der 
Gerichtsbarkeit ihres Territorialherrn entzogen, so ergaben sich daraus 
häufige Zwistigkeiten mit den Fürsten. Adolf von Nassau gestattete 
zuerst den Städten, welche ihn im Kampfe mit den rheinischen Kur- 
fürsten unterstützt hatten, das Pfahlbürgertum. In die Regierungszeit 
Ludwigs des Bayern, welcher die Städte begünstigte und sich ihrer Bei- 
Hilfe in den Kriegen bediente, fällt der Kampf der in den Zünften ver- 
tretenen plebejischen Elemente gegen die an Zahl schwächeren Patricier- 
geschlechter, welche bis dahin die städtische Verwaltung ausschließlich 
leiteten. Die Zünfte siegen, obwohl in manchen Städten (Köln) erst 
nach langem Kampfe. Dadurch wird die Macht der Städte außer- 
ordentlich gehoben und ihre Verwaltung besser geordnet Stolz und 
selbstbewußt nehmen sie jetzt gegen die Fürsten eine drohende Stellung 
ein. Karl IV. nimmt Partei für die Fürsten und verbietet in der 
Goldenen Bulle die Städtebündnisse; sein Sohn Wenzel sieht der gefähr- 
liehen Bewegung fast untätig zu. Adel und Fürsten auf der einen Seite 
und die Städte auf der andern beginnen zu rüsten. Es bilden sich der 
schwäbische und der rheinische Städtebund (1247). 
Bei diesen Bündnissen war es bald nicht mehr auf bloße Verteidigung, 
sondern auf eine vollständige Umgestaltung der Reichsverfassung im demo- 
kratischen Sinne und auf Beseitigung der so sehr gestiegenen Fürstenmacht 
abgesehen. Daher knüpfte man Verbindungen mit den Schweizer Bauern, 
mit der Hansa, zuletzt mit König Wenzel an. Indes die Schweizer und 
die Hansa leisteten keinen tätigen Beistand. König Wenzel, obwohl anfangs 
den Städten geneigt, erließ bald Bestimmungen zur Aufrechterhaltung des 
Landfriedens. Da die Städte sich daran nicht kehrten, so gaben endlich 
die Fürsten nach und vereinigten sich in der Heidelberger Stallung 
(1384) mit den Städten zur Beobachtung des Landsriedens, indem sie 
versprachen, ihre Vasallen von jeder Schädigung der Städte abzuhalten, 
wogegen die Städte das Pfahlbürgertum ausgaben. Indes aufrichtig war 
dieser Vertrag von beiden Seiten nicht gemeint. 
Als der Herzog Leopold von Österreich von den Schweizern bei 
Sempach besiegt wurde (1386), sahen die Städte dieses als einen Sieg
	        
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