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I. Vorderindien.
(7 mal so groß wie Deutschland, ungefähr 300 Mill. Einw.)
A. Lage, Gestalt und Einteilung.
§ 90. Vorderindien wird durch das Himalajagebirge (Wohnung des
Schnees) vom Rumpfe Asiens getrennt. Es hat die Gestalt eines
Dreiecks, dessen Spitze nach Süden liegt und dessen Schenkel die Küsten
des Persisch. Arabischen Meeres und des Meerbusens von Bengalen
bilden. — Wir teilen Vorderindien ein in das Himalajagebirge,
Hin dost an und das Tafelland von Vorderindien. Dazu
kommt noch die Insel Ceylon.
B. Die Landschaften.
§91. 1. Der Himülaja. Der gewaltige Gebirgswall des Himalaja
steigt steil aus einem sumpfigen Waldsaum empor. In dem Bambus-
dickicht (den Dschungeln) dieses Sumpfgebiets, das durch die herab-
strömenden Gebirgswasser entstanden ist, hausen Krokodile und Schlangen,
Elefanten und Tiger. Für den Menschen ist es infolge der herrschen-
den Fieberluft unbewohnbar. Von hier aus steigt man durch tropischen
Urwald mit prachtvollen Palmen, riesigen Farnen und dichtem Bambus-
gestrüpp in das Waldgebiet der gemäßigten Zone. Zedern und Walnuß-
bäume, Eichen und Tannen bilden, die Wälder. Ewiger Frühling herrscht
in diesem Teile des Gebirges. Über grüne Matten klimmt der
Wanderer weiter empor in die Gegend des ewigen Schnees. Mächtige
Gipfel, die höchsten der Erde, steigen vor feinen Augen auf: der
Mount Everest oder Gaurisänkar, mit 8840 m der höchste
Berg der Erde, der Kantschindschinga und der Dhawalagiri. Auch
diese sind mehr als 8000 m hoch.
2. Hindostan. a) Bewässer ung. Aus dem Eis- und Schnee-
gebiet des Himalaja ergießen sich gewaltige Wassermassen in das Tief-
land von Hindostan. In den Meerbusen von Bengalen mündet der
Ganges, der 12 Nebenflüsse von der Größe des Rheins aufnimmt.
Er vereinigt sich mit dem Brahmaputra und bildet mit diesem ein
Delta, das Bayern an Größe übertrifft. Es ist ein Dschungelgebiet,
die Heimat unzähliger giftiger Schlangen, der Schlupfwinkel der Tiger
und der Ausgangspunkt der Cholera. — Zur Zeit der Schneeschmelze
im Himalaja überschwemmen der Ganges und seine Nebenflüsse die
Uferebenen und lassen einen fruchtbaren Schlamm zurück. Auch führen
die im Sommer herrschenden Südwestmonsune dem östlichen Teile
Hindostans reichliche Niederschläge zu.