Full text: Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. (Teil 4 für Unterprima)

IQÖ Die Gegenreformation und der dreißigjährige Krieg 
Rem¬ 
brandt 
Rubens 
Spanien 
an der 
Schwelle 
der Neu¬ 
zeit 
Karl V. 
in Spanien 
lischen Gotteshäuser fremd war, so erschloß sich der Malerei des Nor¬ 
dens ein bisher kaum bekanntes Gebiet in der Darstellung des Sitten¬ 
lebens; doch leistete sie daneben auch in der Bildnis- und Land¬ 
schaftsmalerei das Höchste. Außerordentlich wirkungsvoll wurde 
dabei vor allem das gedämpfte oder gebrochene Licht verwandt, das 
die Stimmung des selten durchsichtigen niederländischen Him¬ 
mels wiedergibt. Als einer der bedeutendsten Landschaftsmaler aller 
Zeiten erscheint Jakob von Ruisdael. Franz Hals der Ältere ist der 
Maler charakteristischer Bildnisse; über alle seine Landsleute aber ragt 
Rembrandt hinaus (f i66q). der eine Fülle reifster Gemälde ge¬ 
schaffen hat und, wie Dürer, nicht minder groß auch als Radierer ist. 
Nur auf dem Gebiete der Malerei vermochte dank der Förderung 
durch die Kirche die Geisteskultur des spanischen Südens dem freien 
Norden ebenbürtig an die Seite zu treten. Am gewaltigsten steht 
Peter Paul Rubens da, dessen Kunst zwar echt katholisch ist, aber 
in ihren urkräftigen Gestalten den deutschen Meister nie verleugnet. 
Ein hervorragender Bildnismaler ist Anton van_ Dyk, Landschafts¬ 
und Genremaler der jüngere David Teniers. 
Spanien im Zeitalter seiner höchsten Machtentfaltung. 
§ 177. Die spanischen Habsburger (1516—1700). Unter Ferdinand 
dem Katholischen war Spanien aus dem Zeitalter der maurischen 
Kreüzzüge in das der überseeischen Entdeckungen eingetreten, aus 
der Zerrissenheit zur Einheit, aus feudaler Anarchie zu streng monar¬ 
chischer Staatsform, aus politischer Vereinsamung in den Zusammen¬ 
hang der großen europäischen Politik geführt. Die neue habsburgische 
Dynastie vollendete Ferdinands Werk. 
Ungern sahen die Spanier das Reich an den Fremdling Karl I. (V.) 
übergehen (1516). Als dieser die Niederländer bevorzugte und in hohe 
Ämter berief, als er die Rechte der Reichsstände (Cortes) mi߬ 
achtete, vor allem aber, als er die deutsche Kaiserkrone annahm, 
kam es zu einem schweren demokratischen Aufstand der von Karl be¬ 
sonders übel behandelten Städte. Doch hielt der Adel zum Könige, 
und so erlagen die Comuneros (1521 bei Villalar). Karl aber be¬ 
nutzte diesen Erfolg, um Städten und Adel ihre politischen Rechte zu 
verkürzen; die Cortes berief er während seiner späteren Regierung 
überhaupt nicht mehr. 
Obwohl seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auch das Edelmetall 
der Kolonien (§ 140) die spanischen Staatskassen zu füllen be¬ 
gann, hinterließ Karl V. infolge seiner kriegerischen Politik seinem 
Sohne Philipp II. (1556—98) eine Schuldenlast von 20 Millionen 
Dukaten. Philipps katholische und Weltherrschaftspolitik legte 
vollends den Grund zu Spaniens Niedergang, da die Kräfte des Landes
	        
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