IQÖ Die Gegenreformation und der dreißigjährige Krieg
Rem¬
brandt
Rubens
Spanien
an der
Schwelle
der Neu¬
zeit
Karl V.
in Spanien
lischen Gotteshäuser fremd war, so erschloß sich der Malerei des Nor¬
dens ein bisher kaum bekanntes Gebiet in der Darstellung des Sitten¬
lebens; doch leistete sie daneben auch in der Bildnis- und Land¬
schaftsmalerei das Höchste. Außerordentlich wirkungsvoll wurde
dabei vor allem das gedämpfte oder gebrochene Licht verwandt, das
die Stimmung des selten durchsichtigen niederländischen Him¬
mels wiedergibt. Als einer der bedeutendsten Landschaftsmaler aller
Zeiten erscheint Jakob von Ruisdael. Franz Hals der Ältere ist der
Maler charakteristischer Bildnisse; über alle seine Landsleute aber ragt
Rembrandt hinaus (f i66q). der eine Fülle reifster Gemälde ge¬
schaffen hat und, wie Dürer, nicht minder groß auch als Radierer ist.
Nur auf dem Gebiete der Malerei vermochte dank der Förderung
durch die Kirche die Geisteskultur des spanischen Südens dem freien
Norden ebenbürtig an die Seite zu treten. Am gewaltigsten steht
Peter Paul Rubens da, dessen Kunst zwar echt katholisch ist, aber
in ihren urkräftigen Gestalten den deutschen Meister nie verleugnet.
Ein hervorragender Bildnismaler ist Anton van_ Dyk, Landschafts¬
und Genremaler der jüngere David Teniers.
Spanien im Zeitalter seiner höchsten Machtentfaltung.
§ 177. Die spanischen Habsburger (1516—1700). Unter Ferdinand
dem Katholischen war Spanien aus dem Zeitalter der maurischen
Kreüzzüge in das der überseeischen Entdeckungen eingetreten, aus
der Zerrissenheit zur Einheit, aus feudaler Anarchie zu streng monar¬
chischer Staatsform, aus politischer Vereinsamung in den Zusammen¬
hang der großen europäischen Politik geführt. Die neue habsburgische
Dynastie vollendete Ferdinands Werk.
Ungern sahen die Spanier das Reich an den Fremdling Karl I. (V.)
übergehen (1516). Als dieser die Niederländer bevorzugte und in hohe
Ämter berief, als er die Rechte der Reichsstände (Cortes) mi߬
achtete, vor allem aber, als er die deutsche Kaiserkrone annahm,
kam es zu einem schweren demokratischen Aufstand der von Karl be¬
sonders übel behandelten Städte. Doch hielt der Adel zum Könige,
und so erlagen die Comuneros (1521 bei Villalar). Karl aber be¬
nutzte diesen Erfolg, um Städten und Adel ihre politischen Rechte zu
verkürzen; die Cortes berief er während seiner späteren Regierung
überhaupt nicht mehr.
Obwohl seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auch das Edelmetall
der Kolonien (§ 140) die spanischen Staatskassen zu füllen be¬
gann, hinterließ Karl V. infolge seiner kriegerischen Politik seinem
Sohne Philipp II. (1556—98) eine Schuldenlast von 20 Millionen
Dukaten. Philipps katholische und Weltherrschaftspolitik legte
vollends den Grund zu Spaniens Niedergang, da die Kräfte des Landes