Full text: Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. (Teil 4 für Unterprima)

Spanien im Zeitalter seiner höchsten Machtentfaltung 
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überspannt und zersplittert wurden. Während der Kampf gegen die 
aufständischen Niederlande unermeßliche Opfer forderte, richtete 
Philipp seine Hoffnungen daneben lange Zeit auf den Erwerb von Philipps 11. 
England (§ 182 u. 183) und später von Frankreich, in dessen Ange- apgo“e 
legenheiten er sich fortgesetzt einmischte (§§ 179 u. 180). Der alte 
spanische Haß gegen den Islam führte zu erbittertem Vernichtungs¬ 
kampfe gegen die noch im Lande wohnenden Moriskos und hieran 
schloß sich ein Türkenkrieg. Don Juan d’Austria erfocht bei Lepanto 
1571 einen entscheidenden Seesieg über die Osmanen. der deren Macht 
zum ersten1 MMFT<^Wer‘'erechütt*erte. 
Einen großen Erfolg errang die ruhelos um sich greifende Politik 
Philipps II. gegen Portugal. Als hier der König Sebastian im 
Kampfe gegen die marokkanischen Mauren erbenlos gefallen war, 
erhob Philipp Ansprüche auf das Land und setzte sie durch (1580). 
Völlig scheiterte dagegen die Armada (§ 183}. 
Das absolutistische RegierungssystemTn Spanien erforderte einen 
Monarchen, der wie Philipp II. selbst die Seele des Staates war. Keiner 
seiner Nachfolger hat das zu sein vermocht. Philipp III. (f 1621) ließ 
sich ganz von seinem früheren Erzieher, dem Grafen Lerma, leiten, 
dessen Günstlingswirtschaft und Verschwendung allgemeine Erbitte¬ 
rung hervorriefen. Verhängnisvoll war die Austreibung von etwa 
600000 Moriskos, den fleißigsten Bewohnern des Landes. Philipp IV. Dicspätc- 
(t 1665) stand unter dem Einflüsse des tüchtigen und ehrgeizigen rebu?ga«ä' 
Olivarez, der durch seine kriegerische Politik Spanien wieder auf die 
alte Höhe zu erheben gedachte. Und doch verwickelte er es mit 
fast allen Mächten, besonders mit Frankreich, in verlustreiche 
Kämpfe; Portugal unter dem Herzog von Braganza gewann seine 
Unabhängigkeit wieder (seit 1640). Der schwächliche Karl II. (f 1700) 
war ein Spielball der höfischen Parteien; seine Regierung war erfüllt 
von Kriegen mit dem eroberungssüchtigen Frankreich, das seine 
Grenzen auf Kosten des erschöpften Nachbarstaates vorschob. Mit 
Karl erlosch die spanische Linie der Habsburger. 
Der Verlust der politischen Vorrangsstellung Spaniens hing nahe 
zusammen mit seinem wirtschaftlichen Verfall. Das Erbteil der wirtschaft- 
Maurenkriege war abenteuernder Sinn und Arbeitsunlust. Diese wurde NiS&ng 
durch die fromme kirchliche Gesinnung der Spanier gesteigert, da es 
etwa 120 Festtage im Jahr gab und weitgehende Wohltätigkeit das 
Bettlerwesen förderte. Das Zeitalter der Entdeckungen vermehrte diese 
Scheu vor ernster Tätigkeit, und der amerikanische Goldstrom schien 
Arbeit vollends unnötig zu machen. Er verteuerte aber alle Lebens¬ 
verhältnisse und führte schließlich die von unerschwinglichen Steuern 
gedrückten erwerbenden Stände dem Untergange zu, während die 
,,Granden“ und die durch die bigotten Könige mit stets neuer Gunst 
überschüttete Kirche maßlose Reichtümer anhäufen konnte. Das 
Aufkommen freierer Anschauungen verhinderte die Inquisition, die "sitiou
	        
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