Full text: Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden (H. 2)

28 Dritte Periode. Die Zeit der sächsischen und fränkischen Kaiser. 
Heinrich III. war neben Otto I. der mächtigste der deutschen 
Kaiser. Ein früher Tod entriß ihn seiner Laufbahn und dem Reiche 
seine starke Hand, die zur Befestigung der Einheit und Ordnung noch 
lange notwendig gewesen wäre. 
§ 46. Die beiden letzten fränkischen Mischen) Kaiser, 1056—1125. 
1056 V Heinrich IV., 1056—1106. a) Jugend. Die vormundschaft- 
1106 kche Regierung für den bei dem Tode seines Vaters erst sechs Jahre 
' alten König führte seine Mutter Agnes. Die Fürsten aber hielten die 
Gelegenheit für günstig, die königliche Macht zu brechen. Es bildete 
sich zu diesem Zwecke eine förmliche Verschwörung, an deren Spitze der 
ehrgeizige Erzbischof Hanno von Köln stand. Er entführte bei einem 
Feste in Kaiserswerth den zwölfjährigen König seiner Mutter und führte 
nun als sein Vormund die Regierung. Aber schon nach einem Jahre 
gefiel sein Regiment nicht mehr, und er mußte es au den mächtigen 
Erzbischof Adalbert von Bremen abgeben. Dieser hoffte mit Hilfe 
des Königs seine geistliche Macht im Norden zu erweitern und lehrte 
ihn, die Fürsten, besonders die sächsischen, als widerspenstige Unter- 
tanen zu behandeln. Mit fünfzehn Jahren wurde Heinrich auf Be- 
treiben Adalberts für mündig erklärt und führte nun auf seiner Pfalz 
zu Goslar unter der Leitung seines vertrauten Ratgebers die Regierung. 
Bald aber zwangen ihn die Fürsten, die mit Absetzung drohten, Adalbert 
vom Hofe zu entfernen und sich mit Bertha von Snsa, die er der- 
schmähte, zu vermählen. 
b) Kampf mit den Sachsen. Durch die Zwingburgen, deren 
Besatzungen manche Gewalttat verübten, wurde die Herrschaft des 
Kaisers bei den Sachsen so verhaßt, daß sie 60000 Mann stark gegen 
die Harzburg, wo er sich aufhielt, anrückten. Der flüchtige König 
fand Aufnahme bei den Bürgern von Worms; aber erst nach zwei 
Jahren konnte er ein genügendes Reichsheer gegen die Sachsen aufstellen. 
1075.Bei Hohenburg au der Unftrut wurden sie 1075 besiegt. 
c) Kampf mit Gregor VII. und den deutschen Fürsten. Gre- 
gor VII., einer der gewaltigsten Päpste, ausgebildet im Kloster Cluny, suchte 
die Kirche von inneren Schäden zu heilen und ihre Stellung der weltlichen 
Macht gegenüber zu heben. (Papsttum und Kaisertum verglich er mit Sonne 
und Mond.) Auf sein Betreiben war schon während Heinrichs IV. 
Minderjährigkeit durch eine Kirchenversammlung in Rom die Papst- 
wähl, welche bisher vom römischen Volke und der Geistlichkeit vollzogen 
war, den Kardinälen übertragen, wobei von einer Bestätigung durch 
den Kaiser nicht mehr die Rede war. Nach seiner Thronbesteigung 
(1073) erneuerte er das alte Gebot des Zölibats (Ehelosigkeit der
	        
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