Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

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Der Sturz Napoleons. 
§ 83. 84. 
sich selbst angewiesen sahen, im Westen die beiden heutigen Provinzen 
Rheinland und Westfalen. (Am Rheine kamen hierdurch zu den 
früheren, 1801 und 1806 verlorenen Besitzungen jetzt Jülich und Berg, 
die kurcölnischen und kurtrierischeu Lande links des Rheins, die freien 
Reichsstädte Cöln, Aachen, Wetzlar, Teile von Luxemburg und Limburg 
und einige kleinere Grafschaften, seit dem zweiten Pariser Frieden auch 
Saarbrücken und Saarlouis. Von den westfälischen Gebieten wurde der 
nördliche Teil des Münsterlandes, Hildesheim, auch Ostfriesland dem 
zum Königreich erhobenen Hannover zugeteilt.) Die Erwerbungen im Osten 
bestanden aus dem größern, aber weniger bevölkerten Teile Sachsens 
und aus Westpreußen und Posen, den beiden einzigen aus den pol- 
nischen Teilungen dauernd gewonnenen Provinzen. Dazu kam der letzte 
Rest von Pommern, nämlich Vorpommern nördlich der Peeite nebst Rügen. 
Der Staat zerfiel also in zwei durch Hannover, Brannschweig und das 
Kurfürstentum Hessen voneinander getrennte Teile: einen größeren östlichen 
und einen westlichen; damit war von selbst als unabweisbares Ziel die 
Schließung der klaffenden Lücke gegeben. Preußen erhielt nicht ganz die 
Größe des Gebietes und die Einwohnerzahl zurück, die es vor 1806 
gehabt hatte, aber es war wieder ein fast rein deutscher Staat ge- 
worden, die Polen bildeten nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, und 
es hatte eine große nationale Aufgabe erhalten, da ihm noch mehr als 
früher die Wacht am Rhein zufiel. Alexander vereinigte Polen als 
Königreich mit Rußland durch Herrschergemeinschaft. Sachsen blieb 
mit verkleinertem Gebiete als Königreich bestehen. 
§ 84. Die Herrschaft der Hundert Tage. Im März 1815, als die 
Spannung zwischen den Fürsten auf dem Wiener Tage aufs höchste ge- 
stiegen war, verließ Napoleon, auf ihre Uneinigkeit rechnend, Elba und 
landete in Südfrankreich. So wenig hatte sich die neue Herrschaft 
der Bourbouen beliebt gemacht, daß er, ohne nennenswerten Widerstand 
zu finden, schon drei Wochen später in Paris einziehen konnte. 
Dieses Ereignis stellte sofort die Einigkeit unter den verbündeten 
Fürsten wieder her. Napoleon wurde in die „europäische Acht" erklärt 
und ein gemeinsamer Krieg beschlossen. 
Napoleon bildete aus seinen alten Soldaten, die aus deutscher und 
russischer Gefangenschaft inzwischen zurückgekehrt waren, eine Streitkraft 
und versammelte sie an der Nordostgrenze. Von den Verbündeten trafen 
zuerst Wellington mit einem aus Deutschen und Engländern zusammen- 
gesetzten Heere und Blücher mit vier preußischen Korps in den Nieder¬ 
landen ein. Die Hauptmacht der Österreicher und Russen war weit zurück 
und trat nicht in Tätigkeit. Die beiden Heere lagen weit auseinander- 
gezogen, als Napoleon die belgische Grenze überschritt und in der Schlacht 
bei Ligny am 16. Juni das preußische Heer, das sich nur zum Teil hatte 
versammeln können, besiegte. Durch einen Sturz mit dem Pferde geriet 
Blücher in die größte Lebensgefahr. Gleichzeitig griff Ney die Engländer
	        
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