Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

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Die Entstehung der preußischen Großmacht. 
teilzunehmen. Eine zweite französische Heeresmacht unter dem Prinzen 
von Soubise ging vom Mittelrhein her gegen Erfurt vor, wo sich ihr 
die „Reichsarmee" anschloß. 
In Ostpreußen fielen die Russen ein und schlugen den greisen 
Feldmarschall Lehwaldt bei Großjügersdorf am Pregel. Da aber 
damals das Ableben der Kaiserin Elisabeth befürchtet wurde, erhielt der 
Sieger die Weisung, sich aus Ostpreußen zurückzuziehen. So wurden 
Kräfte frei für eine Zurückdrüuguug der Schweden nach Pommern. 
Während die Österreicher einen großen Teil Schlesiens besetzten, 
eilte Friedrich mit etwa 22000 Mann nach Sachsen und erfocht über die 
Franzosen und die Reichsarmee am 5. November den berühmten Sieg bei 
Roßbach. Die Schlacht wurde durch einen kühnen Angriff des Generals 
von Seydlitz an der Spitze seines Kürassierregiments entschieden. Der 
buntscheckige Söldnerhaufe der Reichsarmee verfinnbildete so recht die kläg- 
lichen Zustände der deutschen Kleinstaaterei. Nach kurzer Verfolgung mußte 
Friedrich nach Schlesien zurückkehren. Denn unterdessen hatte Prinz 
Karl von Lothringen Schweidnitz erobert, den Prinzen von Braun- 
schweig-Bevern bei Breslau geschlagen und gefangen genommen, ja 
sogar die Hauptstadt Schlesiens selbst ohne Widerstand in die Hände be- 
kommen. An der Katzbach vereinigte sich der König mit dem General von 
Zieten, der ihm die Reste seiner schleichen Truppen zuführte, entschlossen, noch 
vor Einbruch des Winters eine große Entscheidung herbeizuführen. Am 
5. Dezember erfocht er mit 30000 Mann über den sehr erheblich stärkeren 
Feind unter Karl von Lothringen und Daun bei dem Dorfe Leuthen 
den glänzendsten aller seiner Siege, den er zum Teil der überraschenden 
Wirkung der „schiefen Schlachtordnung" verdankte. Nach dieser Nieder- 
läge räumten die Österreicher Schlesien. Alle von ihnen eroberten Plätze 
fielen wieder in die Hände des Königs. Friedrich hatte am Ende dieses 
Jahres seine Länder bis auf die westlichen behauptet. 
1758. Die Russen hatten im Winter Ostpreußen wieder besetzt, im 
Verlaufe des kommenden Jahres mußte man sie an der Oder erwarten. 
Da Friedrich dann der Gefahr ausgesetzt war, daß er von seinen beiden 
stärksten Gegnern in den Kernlanden seines Staates gleichzeitig angegriffen 
wurde, beschloß er, dieser Gefahr durch den Angriff zuvorzukommen. 
Ermutigt wurde er dazu durch die Vorgänge auf dem westlichen 
Schauplatze. Der englische König Georg II. hatte die Zevener Abmachung 
verworfen und seine Hand zur Bildung einer neuen niedersächsischen Armee 
geboten, die unter den Befehl Ferdinands von Braunschweig trat. Dieser 
verjagte seit Februar die französischen Besatzungen aus den: nordwestlichen 
Deutschland, trieb sie über den Rhein und erfocht einen Sieg bei Krefeld. 
Beim Eintritt der guten Jahreszeit war der König in Mähren 
eingefallen und belagerte Olmütz; er mußte aber, als der österreichische 
General von Laudon einen großen Teil der preußischen Zufuhr abge- 
fangen hatte, wegen Mangels Tut Lebensmitteln die Belagerung wieder 
aufgeben und durch Böhmen nach Schlesien zurückkehren.
	        
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