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Römische Geschichte.
Stände stattgefunden: es entstand ein aus wohlhabenden Grundbesitzern
bestehender A d e l, der ins Feld zog, dessen Mitglieder allein das Recht
hatten, im Rate der patres zu sitzen — daher der Name patricii, d. h.
Mitglieder der ratsfähigen Geschlechter, — und der über abhängige
Bauern und Tagelöhner, Klienten, als ihr patronus gebot. Dem
Adel stand die Masse des übrigen Volkes ohne politische Rechte als plebs
gegenüber: meist kleine Bauern, Handwerker, Tagelöhner, hier und da
auch wohlhabendere Besitzer.
§ 81. Die Überlieferung der Königszeit ist zum größeren Teile ein
Romulus. Gemisch von Sagen und später gelehrter Erfindung. R o m u l u s, der
Heros Eponymos der Stadt, gilt für den Gründer und den ersten König,
er ist ein Sohn des Mars, seine Mutter stammt aus dem albanischen
Königshause, das seinerseits wieder von dem aus Troja entflohenen Aeneas,
dem Sohn der Venus, und seinem Sohne Askanius oder Julus abgeleitet
wird. Romulus gründet Rom im Verein mit seinem Bruder, den er
dann erschlägt; er vereinigt die ursprüngliche latinische Gemeinde mit
einer sabinischen, deren König Titus Tatius ist, zu einem Einheitsvolke,
er unterwirft sodann einige der benachbarten kleinen Ortschasten. Während
eines Gewitters wird er schließlich zum Himmel erhoben.
Pompilius Sein Nachfolger Numa Pompilius, welcher der sabinischen
°m ™ ' Gemeinde entstammt, ein friedlicher und frommer, von der Nymphe Egeria
beratener Fürst, gilt für den Schöpfer der Priestertümer und den Organi-
sator des Gottesdienstes; zugleich, indem er die Verehrung des Grenzgottes
Terminus einführt, für den Begründer des Privateigentums. Der dritte
Tullus König, T u l l u s H o st i l i u s, ist wieder mehr dem Romulus ähnlich,
ein Eroberer; er unterwirft nach dem Kampfe der Horatier und Curiatier
mSa bie Stadt Alba Longa und zerstört sie später. Ancus Martius
dagegen wird als Gründer des Hafens von Ostia, das auch durch seine
Seesalinen von der größten Bedeutung war, und als derjenige König
gefeiert, dem die Plebs ihre Ansiedelung in Rom, und zwar auf dem
Aventinus, verdankte.
Dann erscheint ein fremdes, aus Etrurien stammendes Geschlecht im
L-Tarquiniu-Besitz des römischen Königtums, die Tarquinier. Sie führen die
prunkenden Abzeichen der etruskischen Herrscher in Rom ein. Die Stadt
wächst unter ihnen mächtig an; sie schmücken sie nach Art der griechischen
Tyrannen durch prächtige und nützliche Bauten, den Juppitertempel auf
dem Kapital, die Kloaken, die Stadtmauer. Der Wohlstand mehrt sich,
zugleich die äußere Macht Roms. Der erste dieser Könige ist Lucius