Staatliche Übel¬
stände.
Die neuere Zeit.
Erster Zeitraum.
Vom Beginn -er Reformation bis ;niii Westfälischen
Frieden: Kamps zwischen dem (germanischen) Protestan¬
tismus und dem (römischen) Katholizismus.
A. Das Zeitalter der Reformation (bis 1555).
§ 1. Luther bis zum endgültigen Bruche mit dem Papsttum (bis 1520).
1. Die allgemeine Lage in Deutschland um 1500. Die Zustände,
die sowohl auf staatlichem wie auf kirchlichem Gebiete zu Anfang des
sechzehnten Jahrhunderts herrschten, waren wenig erfreulich. Die über
etit halbes Jahrhundert währende Regierung des unfähigen Kaisers
Friedrich III. hatte das kaiserliche Ansehen schwer geschädigt, und auch
sein Sohn Maximilian I. (1493—1519) war trotz der Maßregeln,
die eine Stärkung der Reichsgewalt bezweckten, doch eigentlich nur ans
eilte Stärkung der Habsburgischen Hausmacht bedacht geweseu. So
nahm der Verfall und die Zersplitterung Deutschlands zu, uud nur die
Fürsten hatten einen Vorteil davon, indem sie ihre Stellung als
Landesherren immer unabhängiger gestalten und gegen ihre Unter¬
tanen immer willkürlicher vorgehen konnten. Besonders unzufrieden
war die Reichsritterschaft, die bei der seit der Erfindung der
Feuerwaffen gänzlich veränderten Art der Kriegführung ihre alte Be¬
deutung eingebüßt hatte, von den Fürsten uud reichert Haudelsstädteu
beiseite geschoben wurde uud vou der Beteiligung an der Reichsregie¬
rung bei der ebeu erfolgten Neuordnung ausgeschlossen worden war.
Trostlos aber war die Lage des Bauernstandes, der zwar über
zwei Drittel des ganzen Volkes umfaßte, aber durch die furchtbare Stei¬
gerung der Abgaben und Frondienste, wie sie das neu aufgekommene
„Römische Recht" deu Grundherren gestattete, in tiefste Abhängigkeit
und großes Elend geraten war. Von den verzweifelten Bauern ebenso
wie von den untersten Schichten der Stadtbewohner, die von den