Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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5. Du, deines Volkes höchste Zier, 
fahr wohl! — Nie soll dein Werk verderben! 
Mit unsern Leibern decken wir 
dein Reich, dein Grab und deinen Erben. Ernst Scherenberg. 
359. Kaiser Friedrich III. 
Wahlspruch: „Furchtlos und beharrlich.“ 
1. Kaiser Friedrich wurde am 18. Oktober 1831, dem Jahrestag 
der Schlacht bei Leipzig, geboren, und am 18. Juni 1888, dem Jahres— 
tag der Schlacht bei Belle-Alliance, trug man ihn in seinem Geburisort 
10 Potsdam zu seiner letzten Ruhestätte in der Friedenskirche. Durch ein 
eigentümliches Zusammentreffen fielen so Anfang und Ende eines Lebens, 
das in der Geschichte mit der Einigung des deutschen Volkes für immer 
verknüpft ist, auf die Jahrestage jener beiden großen Siege. Wie fried— 
liebend er seiner Natur nach auch war, die Glanzpunkte seines Lebens 
16 sind doch kriegerische Erfolge gewesen. 
2. Bei Königgrätz erwarb er sich den Orden pour le mörite, der 
nur für persönliche Tapferkeit auf dem Schlachtfeld verliehen wird, und 
die Siege in dem deutsch-französischen Kriege brachten ihm das Eiserne 
Kreuz erster Klasse und die höchste militärische Rangstuͤfe, die Würde 
20 eines Feldmarschalls, die bis dahin noch niemals einem Mitglied des 
königlichen Hauses verliehen worden war. Bei alledem waren kriegerische 
Ehren niemals das Ziel seiner Wünsche und seines Strebens. Ihm waͤr 
der Krieg keine Lust, sondern nur eine traurige Notwendigkeit, die Teil— 
nahme aber eine heilige Pflicht zum Schutze des Vaterlandes. In dem 
26 Kriege war er unermüdet, die unvermeidlichen Übel zu mindern und zu 
mildern. Dadurch erregte er die Begeisterung seiner Kampfgenossen und 
die Bewunderung seiner Feinde. 
Wie der Zauber seiner Persönlichkeit schon in der Zeit von 1866 
bis 1870 viel dazu beigetragen hatte, die Bewohner der neu erworbenen 
30 Landesteile mit ihren neuen Verhältnissen zu versöhnen, so gelang es ihm 
als Heerführer, die Herzen der unter seiner Leitung kämpfenden suͤd— 
deutschen Mannschaften zu gewinnen. 
Er liebte die Wissenschaften und mehr noch die Künste. Auf seinen 
Reisen hatte er seinen Kunstsinn ausgebildet und sich reiche Kenntnisse 
35 angeeignet, und er strebte danach, den staatlichen Sammlungen Aus— 
dehnung, Ausstattung und Ordnung zu geben und Berlin zu der Höhe 
zu erheben, die der Reichshauptstadt gebührt. Im Verein mit seiner 
Gemahlin ließ er sich die Hebung des Gewerbefleißes, des Handwerks 
und des Kunstgewerbes in jeder Weise angelegen sein. 
40 Als ein rechter Sohn seiner Mutter war er redlich bemüht, den 
Armen zu helfen und wohlzutun, soweit seine Mittel unh sein Einfluß 
irgend reichten. Es galt ihm als die köstlichste Feier seiner silbernen 
Hochzeit, daß ihm und seiner Gemahlin zu diesem Tage eine Festgabe 
des deutschen Volkes im Betrage von 800000 4 zur Verwendung für 
45 wohltätige Zwecke übergeben würde. 
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