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bald wurde der Jakobinerklub geschlossen; Girondisten wurden in den Konvent zu¬
rückberufen, Terroristen hingerichtet, es trat eine Rückkehr zur Besonnenheit und
Menschlichkeit ein. Der Pöbel, der noch einige Ausstände zugunsten der Jakobiner
versuchte, wurde durch die Energie des Konvents, durch die Unterstützung desselben
Vonseiten' der Bürger und des Heeres (Pichegru) zuboden geschlagen. Der Konvent
gab eine Verfassung, wonach die ausübende Gewalt einem Direktorium von
5 Personen, die gesetzgebende dem aus 250 Mitgliedern gebildeten Rathe der Alten
und dem Rathe der 500 zustehen sollte. Um aber den jetzt ihr Haupt kühner
erhebenden Royalisten entgegenzutreten, bestimmte er zugleich, zwei Drittel dieser
beiden Räthe müssten aus den Konventsgliedern bestehen, und wenn zwei oder
mehrere Wahlbezirke denselben Abgeordneten wählten, so komme die Besetzung der
vakanten Stelle nicht dem Volk, sondern dem Konvente zu. Als das jetzt von den
Royalisten beherrschte Volk einen Ausstand gegen diese Bestimmung erhob, übertrug
der Konvent die Bekämpfung desselben dem Korsen NapoleonBonaparte (aus
Ajaccio, geb. 1769), der der Besiegung dieses Aufstandes den Oberbefehl über die
italienische Armee verdankte.
§. 111. Die Direktorialregierurrg. Der Kampf gegen Österreich
am Rhein währte noch fort. In Clairsait, Wurms er und dem Erzherzog
Karl fanden die Franzosen tüchtige Gegner (Schlacht bei Würzburg, 1796), denen
selbst Moreau nicht widerstehen konnte. In Italien focht Napoleon desto glor¬
reicher. Er erzwang von dem fardinifchen König Victor Amadeus III. die
Abtretung Savoiens und Nizza's, erfocht über den betagten Wurmfer, über Beauüeu
und Alvmzi zahlreiche Siege (Montenotte, Millefimo, Lonato, Castiglione, Arcöle,
Rivöli, Tagliamento) und machte sich zum Herrn ganz Italiens. Selbst Mantua,
der einzige dem Kaiser in der Lombardei gebliebene Platz, musste kapitulieren.
Schon war zu befürchten, dass Napoleon gegen Wien ziehen würde; da schloss
Kaiser Franz den Waffenstillstand zu Leoben, dem bald darauf der Friede zu
Campo Formio folgte (1797). Österreich muffte an Frankreich Belgien, alle
Besitzungen in der Lombardei (Oberitalien als cisalpinische Republik mit
Frankreich vereinigt) und insgeheim das linke Rheinufer abtreten, erhielt aber dafür
das von Napoleon aller Kunstschätze beraubte Venedig und einen Theil Dalmaziens.
Die Verhältnisse des deutschen Reiches sollten im Frieden zu Rastatt erörtert
werden, der aber nach anderthalbjährigen Unterhandlungen (Ermordung der fran¬
zösischen Gesandten) nicht zustande kam. - Während das Direktorium in Paris
sowohl die Ausstände der Jakobiner (Gracchus Baboeus) als die der Royalisten
(Klub von Clichy, Pichegru), vorzugsweise durch Napoleons Beistand, unterdrückte
(B e r n a d o t t e), sich aber vergebens bemühte, der allgemeinen Verarmung abzu¬
helfen (Mandate statt der werthlosen Assignaten), obschon gegen alle eroberten
Länder ein wahres Raubsystem befolgt wurde, stieg der Einfluss Frankreichs nach
außen hin. Der Kirchenstaat ward in eine römische Republik verwandelt (Ver¬
th ier) und der 82jährige Papst Pius VI. nach Valence in die Gefangenschaft
geführt (1798), Genua ward ligurische> und Neapel parthen opäische Re¬
publik. Auch in die Schweiz rückten die Franzosen ein, wo die Schwäche und
Uneinigkeit der aristokratischen und demokratischen Regierungen die Eroberung des
Landes leicht machte. Mit Ausnahme Graubündtens, das sich unter österreichischen
Schutz begab, Mühlhausens und Genss, die zu Frankreich kamen, erhielt die Schweiz