Ludwig XV. von Frankreich.
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Frankreich von 1715 bis 1774.
Regentschaft des Herzogs Philipp von Orleans.
(1715-1723.)
§ 85. Nach Ludwigs XIV. Tode (1715) regierte bis zur Voll-
jährigkeit des Thronerben Ludwig XV., des Urenkels von Ludwig XIV.,
der Herzog Philipp von Orleans, ein talentvoller, aber lasterhafter
Mann, daher übte er einen sehr nachteiligen Einfluß auf die öffentliche
Sittlichkeit aus. Unter seinem Schutze errichtete der Schotte Law eine
Zettelbank und eine Handelsgesellschaft, welche nach einem schwindel-
haften Betriebe zusammenbrach und viele Tausend Familien in Armut
stürzte (1716-1720).
Ludwig XV.
(1723—1774.)
§ 86. Dieser junge König (geboren 1710) war nicht ohne schöne
Anlagen, aber liebte die Regierungsarbeiten und Regierungssorgen nicht,
überließ sie darum seinen Mi nistern und Günstlingen und lebte
dem Vergnügen und den Lüsten. Längere Zeit machte sich auch unter
einem solchen König der Einfluß Frankreichs auf den Gang der Dinge
mit großem Nachdrucke geltend; so erwarb es z. B. durch den polnischen
Thronfolgestreit (S. 105) die Anwartschaft auf Lothringen, in dem
österreichischen Erbfolgekriege (S. 108) wenigstens Waffenruhm, während
gleichzeitig die französischen Admirale ehrenvoll, wenn auch zuletzt Unglück-
lich gegen die englischen fochten. Im siebenjährigen Kriege dagegen litt
der französische Waffenruhm bedeutend Not, wie auch der Landkrieg in
Nordamerika gegen die Engländer, sowie der Seekrieg unglücklich endete
und Frankreich Kanada und Kap Breton kostete (S. 113). Später sank
das Ansehen Frankreichs dergestalt, daß es der Teilung Polens unthätig
zuschaute, und als der lasterhafte Greis Ludwig XY. am 10. Mai 1774
starb, war der sittliche und finanzielle Zustand des Landes
gleich sehr zerrüttet.
England von 1714 bis 1775.
Das Hans Hannover auf dem englischen Thron.
(Seit 1714.)
§ 87. Wilhelms III. Nachfolgerin, die Königin Anna (1702—1714),
Zakobs II. jüngere Tochter, hätte die Thronfolge gerne dem Enkel