Full text: Geschichte der Neuzeit (Abt. 3)

14 Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 
lange, entschied sich aber endlich (1527) für die Reformation und ver¬ 
schaffte ihr in der Schweiz das Übergewicht, denn wie in Deutschland so 
wurde auch in der Schweiz den Unterthanen von ihren Herren die Religion 
diktiert. Das „Evangelium" in der Schweiz unterschied sich aber be- 
sonders in der Lehre von dem Abendmahle von dem in Deutschland ge- 
predigten; zwar disputierten Zwingli und Luther 1529 darüber in Marburg, 
aber keiner der beiden Reformatoren vermochte den andern zu überzeugen 
und Luther sprach über Zwinglis Abendmahlslehre sein Verdammnngs- 
urteil in den härtesten Worten öffentlich ans. 
AetigionsKrieg. (1531.) Schlacht bei Kappel. (11. Oktober 1531.) 
§ 15. Die Kantone um den Vierwaldstättersee blieben dem alten 
Glauben standhaft treu. Als nach manchen Streitigkeiten Bern und 
Zürich die Klöster in den gemeinschaftlichen Vogteien vertragswidrig 
aufhoben, das Kloster St. Gallen an die Stadt St. Gallen verkauften 
und von den katholischen Kantonen verlangten, auf ihren Gebieten die 
Predigt des Evangeliums und Disputationen zu gestatten und auf ihre 
Weigerung hin die Zufuhr von Salz und Getreide sperrten, sandten 
Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug im Herbste, als die Hirten 
von den Alpen heimgefahren waren, die Kriegserklärung nach Zürich und 
zogen mit ihren Bannern aus. Bei Kappel, auf der Hochebene zwischen 
dem Züricher- und Zugersee, trafen sie auf die Züricher, warfen diese 
durch einen raschen Angriff und töteten über 400, mit ihnen Zwingli 
(11. Oktober 1531). Eine noch blutigere Niederlage erlitten die Berner 
auf der Höhe des Gubel bei Wenzingen durch einen nächtlichen Überfall 
(21. Oktober). Hierauf schlössen Zürich und Bern Frieden und gelobten 
in demselben den katholischen Orten, „sie bei ihrem wahren christlichen 
Glauben unarguiert und uudisputiert" zu lassen, die in den gemeinschaft- 
lichen Vogteieu aufgehobenen Klöster wieder herzustellen und den Gemeinden 
dieser Vogteien die freie Wahl des Glaubens zu gestatten. Dieser Friedens- 
schluß bezeichnet den Stillstand der Reformation in der deutschen Schweiz. 
Die Wiedertäufer. 
§ 16. Als Luther und Zwingli die christliche Freiheit predigten 
und die Bibel als die einzige Quelle des christlichen Glaubens erklärten, 
traten andere Männer auf, welche ein noch viel vollkommeneres Christen- 
tum in der Bibel gefunden haben wollten als die beiden Reformatoren. 
Nach ihrer Meinung sollten in einem wahrhaft christlichen Staate die 
Güter gemeinschaftlich sein, allgemeine Gleichheit herrschen 
und kein Standesunterschied gelten; nur das verschiedene Maß, in welchem
	        
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