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Römische Geschichte.
gebildetes Handwerk und Kunsthandwerk, waren Meister im Bronze-
guß, in der Metallbearbeitung, der Tonbildnerei und übten früh den Ge>
Wölbebau. Die Lehre von der Vogel- und Eingeweideschau
bildeten sie zu einem geschlossenen System aus. Sie traten früh in Ver-
bindung mit den Griechen, deren Vasen sich in ihren Gräbern finden,
und von deren Mythologie sie stark beeinflußt wurden.
Neben diesen Völkern sind im Norden die L i g u r e r und die
V e n e t e r zu erwähnen, zu denen später als Eroberer der Poebene die
Kelten traten. In Sizilien wohnten die S i k u l e r, die von Griechen
und Karthagern auf das Innere der Insel beschränkt wurden, in Apu-
lien und Calabrien die Japyger, die völlig hellenisiert wurden;
dann bedeckten seit dem achten Jahrhundert v. Chr. die Hellenen
die Küsten von Sizilien und Unteritalien (Großgriechenland) mit ihren
Ansiedelungen.
Latium und Rom.
Tampagna § 79. Die latinische Ebene, deren Bewohner die Herrschaft über die
den Alten bekannte Welt erwerben sollten, ist vulkanischen Ur-
fprungs; ihr Boden besteht aus Tuff, der sich einst unterseeisch in¬
folge vulkanischer Ausbrüche ablagerte und später über den Meeres¬
spiegel emporgehoben wurde. An die frühere vulkanische Tätigkeit des
Albanerberges erinnern feine Kraterseen und der Lavastrom, auf dem
der erste Teil der appischen Straße erbaut ist. In dem Tuffboden sind
durch Erosion der Wasserläufe Täler und Hügel entstanden, deren steile
Hänge einst viele kleine Städtchen trugen; infolge mangelnden Ge¬
fälles haben sich vielfach ober- oder unterirdische Wasserbecken gebildet,
deren Verdunstung Fieber erzeugt, und deren Wasser man daher schon
in alter Zeit durch Abzugsgräben abzuleiten suchte. Heute ist die
Campagna menschenarm und öde, ein Weideland in der Hand
weniger Großgrundbesitzer, von dem nur kleine Teile in jedem Jahre
dem Pfluge unterworfen werden; Gräber, Wasserleitungen, Villenreste,
Römerstraßen erinnern Schritt für Schritt an die Vergangenheit.
Die Führerschaft der latinischen Gemeinden hatte anfangs die -
Bergstadt Alba longa; der religiöse Mittelpunkt des Städtebundes war
Entwicklung fcer Jupitertempel auf dem Albanerberge. Dann entwickelte sich zum
religiösen und politischen Mittelpunkte der Landschaft die Gemeinde,
die in günstiger V e r t e i d i g u n g s l a g e am Tiberstrom auf einem
nach allen Seiten hin abfallenden Tuffhügel, dem m o n s Pala-
tinus, gegründet worden war und sich von da allmählich ausbreitete.