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dingung, daß die spanische und französische Krone nie vereinigt
werden dürften (Haus Bourbon in Spanien). England
bekam von Spanien Gibraltar und von Frankreich Neufundland
und die Hudsonsländer; Preußen erwarb das Oberquartier Geldern
und die allgemeine Anerkennung seiner Königswürde. Darauf
schloß auch der Kaiser mit Frankreich Frieden zu Rastatt 1714
und erhielt in demselben die spanischen Niederlande, Neapel,
Mailand und Sardinien (das er bald an den Herzog von Savoyen
gegen Sizilien vertauschte). Die Kurfürsten von Bayern und von
Köln bekamen ihre Länder zurück. Dem Rastatter Frieden trat
das deutsche Reich bei zu Baden (im Aargau).
§108.
Schweden, Polen und Rußland.
Gleichzeitig mit dem spanischen Erbfolgekriege wurde auch
im Norden ein großer Krieg geführt: von Schweden gegen
Dänemark, Polen und Rußland.
1. Schweden war seit dem dreißigjährigen Kriege die erste
Macht des Nordens. Auf Gustav Adolf war 1632 seine Tochter
Christine als Königin gefolgt. Diese legte jedoch 1654 die Krone
nieder, verließ Schweden und trat dann im Auslande zur katho-
tischen Kirche über. Ihr Vetter Karl X. Gustav (1654—1660),
mit welchem das Hans Pfalz-Zweibrücken auf den schwedischen
Thron kam, erweiterte den Umfang und die Macht des Reiches
durch glückliche Kriege gegen die Polen (siegreiche Schlacht bei
Warschau 1656) und die Dänen. Dessen Nachfolger Karl XI.
regierte friedlich. Ihm folgte 1697 auf dem Throne sein noch
minderjähriger Sohn Karl XII.
2. Polen war seit 1572 ein Wahlreich.
Als Reich war Polen von den Piasten d. i. von den Nachfolgern
des Herzogs Pia st im 9. Jahrhundert gegründet, durch Boleslav I.,
der sich 1025 zum König krönen ließ, an Macht erweitert, dann zer-
teilt, aber von dem letzten Könige dieses Stammes, Kasimir dem
Großen, durch Galizien vergrößert worden. Nach dessen Tod vereinigte
sein Schwestersohn, der König Ludwig der Große von Ungarn,
Polen mit Ungarn 1370. Durch Vermählung seiner jüngeren Tochter
Hedwig mit dem Großfürsten Jagello in Littauen kam dann das Haus