140 Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Noch verwegener war der Mann, der 1531 —1532 das in den
Kordilleren und auf der von ihnen eingeschlossenen Hochebene des mittleren
Südamerika gelegene Reich Peru eroberte. Es war Franz Pizarro.
Er nahm den König des Landes, den Inka Atahnalpa, vor seinem
eigenen bedeutenden Heere gefangen, erzwang ein ungeheures Lösegeld und
ließ ihn dann doch hinrichten. In Peru wie in Mexiko befleckten sich die
spanischen Eroberer (Conquistadores) mit Grausamkeit und schändlichen
Greueln.
d. Das spanische Reich in Amerika. Von San Francisco bis zur
Magalhäes-Straße und im Osten bis zum Mississippi, Orinoko und Parana
samt der westindischen Inselwelt war alles Land der Krone Spanien unter¬
tan. Es kam den Spaniern aber weniger darauf an, Landsleute da draußen
in ihrem Kolonialreich anzusiedeln und in großen Pflanzungen („Plan¬
tagen") nutzbringende tropische Gewächse zu ziehen, als vielmehr in ihnen
möglichst viel Edelmetalle zu schürfen, die dann eine Silberflotte jährlich nach
Spanien schaffte. Da die Eingeborenen der harten Arbeit, die ihnen in
den Bergwerken zugemutet wurde, nicht gewachsen waren, wurden auf den
Rat des mitleidigen Geistlichen Las CasnZ seit 1517 afrikanische Neger
eingeführt. Schon 1455 hatten die Portugiesen die ersten Neger nach
Europa gebracht. Für die Einfuhr nach Amerika stellte die spanische
Regierung Erlaubnisscheine aus für eine bestimmte Zeit und festbegrenzte
Anzahl. Den zweiten Erlaubnisschein erwarb eine von den Welsern in
Augsburg begründete Handelsgesellschaft. Holländer und Engländer trieben
bald Sklavenschmuggel. Den wirklichen Nutzen von dem amerikanischen
Handel hatte weniger Spanien als die Niederlande, besonders Antwerpen.
6. Die Bedeutung der Entdeckung Amerikas für Europa. Gleich den
Kreuzzügen bewirkten die Entdeckungen eine bedeutende Erweiterung und
Bereicherung der Anschauungen und der Wissenschaften, vor allem der Erd-
und Himmelskunde wie der Naturwissenschaften. Neue, weite Handelswege
wurden eröffnet. Viele amerikanische Erzeugnisse, wie Tabak, Kakao,
Vanille, Kartoffel und Mais, wurden in Europa eingeführt; dafür
wurden Kaffee, Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, europäische Getreide, Rinder¬
und Pferdezucht der neuen Welt gebracht. Der Anbau aller dieser Pflanzen
wurde im großen getrieben („Plantagen-Wirtschaft"). Die Menge des
herübergeschafften Silbers, das mau besonders in Mexiko, Peru und Bolivia
gewann, war so groß, daß die Waren mit größeren Stücken dieses Metalls
als bisher bezahlt werden mußten, d. h. daß die Preise und natürlich ebenso
die Löhne stiegen. Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sank der Wert
des Silbers auf ein Sechstel. Die Silbermünzen wurden jetzt vergrößert.
Für Deutschland setzte die Münzordnung von 1551 die „Kölnische Mark"
(233 g) auf 6 Lot 1 Gran Feinsilber fest, eingeteilt in 45 */§ Gulden
zu je 12 Kreuzern oder 90y3 Gulden zu je 6 Kreuzern. Der Gold¬
gulden zählte 72 Kreuzer („schwere Pfennige"). Die Münzordnung
von 1559 bestimmte den Guldentaler zu 15 Batzen zu je 4 Kreuzern.
Der zuerst im böhmischen Joachimstal geprägte Taler zählte 66 Kreuzer
(seit 1566). Im Westen rechnete man auch nach rheinischen Zähl-
gnlden zu 60 Kreuzern; der Kreuzer hatte 7 Heller. — Später fanden