Full text: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

Die Farbe der Wolken. 
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wird, so daß die beziehungsweise Dichtigkeit einer Wolke oft nach ihrer 
Farbe bestimmt werden kann. Dieselbe Ursache der Absorption kann auf 
die Färbung der Wolken insofern einwirken, als dadurch ein Theil oder 
das Ganze eines oder mehrerer Strahlen eingesaugt wird. Der atmo¬ 
sphärische Dampf kaun verschiedenartig beschaffen seyn, und seine Wirkun¬ 
gen auf das Licht werden sich je nach seinem Charakter und der Art und 
Weise seiner Zusammensetzung anders gestalten. So kann eine Wolke die 
blauen, eine andere die rothen Strahlen cinsaugen, oder es können allmählig 
solche Theile von jedem Strahl absorbirt werden, daß dadurch eine schnelle 
und unmerkliche Reihenfolge glänzender Farben entsteht. Wir können nicht 
bestimmen, welche Veränderungen in der Zusammensetzung zur Hcrvorbrin- 
gung all der verschiedenen Färbungen und Schattenmischungcu, welche 
die Wolken auszeichnen, beitragen. Welche aber auch die O-uelle der 
Veränderungen seyn mag, die mit dem Dampfe vor sich gehen, so kann 
ssoch ihre Einwirkung auf das Licht aus der Einsaugung erklärt werden. 
Die Stellung der Wolken gegen die Sonne hat keinen geringen Einfluß 
auf jene raschen Veränderungen in Form und Farbe, die jene auszeichnen. 
Die Wolken, die bei Sonnenuntergang ganz in goldenen Farben prangen, 
mögen vorher als farblose und welke Massen durch die Luft geschwommen 
seyn; doch können wir eine am Himmelsgewölbe hinziehende Dunstmasse 
nicht betrachten, ohne die unendliche Mannigfaltigkeit ihrer Farben und 
Schattirungen wahrzunehmen, die oft nicht weniger lebhaft sind, als 
die Farben des Regenbogens. 
Der Cirro-Stratus zeichnet sich häufig durch reiche glanzvolle Fär¬ 
bung aus. Sein Karmoisin, sein Purpur und Scharlach ist von der Art, 
daß die Kunst ihn nicht nachzuahmen vermag. Howard erzählt, er habe 
einmal den ganzen Himmel mit Federwölkchen bedeckt gesehen, die 
in den Cirro-Stratus übergingen, und mit mannigfaltigen, aber außer¬ 
ordentlich schönen Farben gezeichnet waren. So ist mir eine ähnliche 
Erscheinung derselben Wolkeugattung unvergeßlich, welche ich an einem 
Sommerabend von einer Bergspitze aus bewundert habe. Die breite 
Wolkenmasse war gleichsam mit dem tiefsten Karmoisin gefärbt, während 
die in der Mittagslinie ausgethürmten Federwölkchen alle Stufen vom 
Dunkelblau bis zu einem Hellen Roth durchliefen (wovon ich auf dem neben¬ 
stehenden Farbendrucke eine, freilich, nur mangelhafte Idee zu geben ver¬ 
sucht habe). 
Der Regenbogen. 
Unter allen Naturerscheinungen, die von der Wirkung und den Zu¬ 
ständen des Lichtes abhängen, ist der Regenbogen die schönste und stau- 
Erdkunde. > \\
	        
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