Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Fast zu gleicher Zeit wurde der Dominicaner- oder 
Prediger-Orden gestiftet. Der Stifter desselben ist der h> 
Dominicus, aus einer adeligen Familie 1170 zu Calaroga in 
Altkastilien geboren, seit 1199 Priester und Canonicus an der 
Domkirche zu Osma. Auf einer Reise, die er mit seinem Bischöfe 
im südlichen Frankreich machte, sah er mit innigem Mitleide, 
wie hier, in dem Gebirge der Sevennen, besonders um die 
Stadt Alby herum, aus Mangel an guten Predigern so viele 
Christen in manchen Stücken von den Lehrsätzen der Kirche ab- 
gewichen waren und verderbliche Grundsätze verbreiteten. Man 
nannte die Verirrten A l b i g e n s e r. Dominicus entbrannte 
von heiligem Eifer, die irrenden Brüder in den Schooß der 
Kirche zurückzuführen. Darum verband er sich mit mehren 
gleichgestnnten Männern zu dem menschenfreundlichen Geschäfte, 
überall umherzureisen und die irrenden christlichen Mitbrüder 
zum katholischen Glauben zu bekehren. Damit war der Grund 
zu einem neuen Orden gelegt. Wie der Franciscaner-Orden, 
so wählte auch dieser sich die vollständige Armuth, so daß die 
Mönche nur von ihrer Handarbeit und von den milden Gaben 
der Gläubigen lebten; daher wurden sie Mendkanten (Bett¬ 
ler) genannt (von dem lat. Worte mendicare d. i. betteln)- 
Zu dieseu beiden Mendicanten-Orden, die vom Papste bestätigt 
und mit manchen Vorrechten vor den Weltgeistlichen ausge* 
stattet wurden, kam als dritter der Karmeliter-OrdeN 
der nach Europa verpflanzten Eremiten vom Berge Karmel in 
Palästina (1247), und noch etwas später als vierter der 
Augustiner - O rden (1256), indem sich Einsiedler nach der 
Regel des h. Augustinus zu einem Klosterleben vereinigten 
Die meisten dieser Orden, wenn sie auch noch so arm und ein* 
fach lebten, theilten ihr Brod mit den Armen und Fremden, 
besonders zur Zeit der Huugersnoth, und hielten den Geist der 
Stiftung durch regelmüßige Versammlung ihrer Vorsteher anf^ 
recht. Die Klöster selbst standen in enger Verbindung und 
strenger Unterordnung. Jede Provinz hatte zur Aufsicht eW 
gemeinsames Oberhaupt, Provinzial genannt. — So war das
	        
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