Object: [Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband]] (Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband])

Alboin und Rosamunde. 
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Mauern von Pavia hemmten den reißenden Strom, der von den Ge¬ 
birgen nieder in die Ebene brauste. Dort waren die Söldner ver¬ 
sammelt, die unter Narses gekämpft und gesiegt hatten, und sie hielten 
treue Wacht über dem anvertrauten Gut. Der König wagte vergebens 
verzweifelte Stürme. Er stieg selbst aus schwankender Leiter zur Zinne 
empor. Da traf ein schwerer Stein seinen Äelm, und er sank bewußt¬ 
los zu Boden. Als er sich erholte, schwur er, die Stadt mit Brand, 
Mord und Plünderung zu vertilgen, und umlagerte sie, um durch 
Äunger die Übergabe zu erzwingen. Mittlerweile entsandte er Äeer- 
haufen unter tapferen, bewährten Führern nach Tuskien und weiter 
nach Süden, um die Eroberung der Äalbinsel zu vollenden. 
Die feste Stadt hielt sich drei Jahre lang; doch lag der König 
nicht müßig hinter seinen Schanzen, sondern er machte selbst Streifzüge 
am Po aufwärts und abwärts und über den Strom und war in allen 
Gefechten seinen Streitern voran. Wo seine Streitaxt oder sein Schlacht- 
schwert blinkte, da war der Sieg. Nur Peredeus, ein riesenhafter, 
unbändiger Recke, tat es ihm gleich. Man sagte, er habe Zwöls- 
Männer-Stärke. Er hatte einst in der Tat ganz allein einen feindlichen 
Äeerhausen in die Flucht geschlagen und den Anführer gebunden ins 
Lager gebracht. Er war aber auch Freunden und Genossen furchtbar; 
denn bei Gelagen schlug er mit der Faust jeden zu Boden, der gegen 
ihn Widerspruch wagte. 
Die Königin Rosamunde folgte dem Gemahl überallhin, wo er 
sein Lager aufschlug. Der Reiher der Vergessenheit zog, wie ein nor¬ 
disches Lied sich ausdrückt, über die in der Äeimat erlebten Schrecknisse 
hin. Ihr Zorn, ihre Begierde nach Rache schwanden, wurden verdrängt 
von den mannigfaltigen Bildern, welche die Gegenwart vor ihr aus¬ 
breitete. Sie konnte dem Gemahl, der sie liebte, dessen Ruhm die 
Sänger in allen Ländern verkündigten, ihre Bewunderung, bald ihre 
Liebe nicht versagen. So umschlang ein Band gegenseitiger herzlicher 
Zuneigung beide Ehegatten, das, wie es schien, nur der Tod lösen 
konnte. Als nun Äelmigis, der schönste Mann im Äeere und des 
Königs Schildträger, in Liebe zu ihr entbrannte und ihr seine Leiden¬ 
schaft zu gestehen wagte, wollte sie sogleich zu dem Gemahl eilen, da¬ 
mit er den Frevler bestrafe; jener aber fiel vor ihr nieder und beschwor 
sie, sie möge Gnade üben, ihn nicht dem Verderben preisgeben. Da 
entließ sie ihn unter schweren Drohungen, wenn er jemals wieder in 
verbrecherischer Absicht vor ihr erschiene. 
Bluter Kämpfen und Abenteuern verstrich die Zeit, und die belagerte 
Stadt mußte endlich, von Äunger und Durst bezwungen, ihre Tore 
oesebuch für höhere oehranstallen. Unter-Tertia. 4
	        
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