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Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland. 
vergebens die Russen um Hülfe flehten. „Nehmt uns nur wenigstens 
mit euch!" baten sie das russische Hülssheer, als es aus Navariuo 
in Morea abzog, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Aber der 
russische Befehlshaber Alexei Orlow ließ die Thore vor ihnen 
schließen und segelte dann ab. Nun ging das Gemetzel erst recht 
an; in Tripolizza wurden allein 3000 niedergemacht, und wenig 
fehlte, daß nicht der Befehl gegeben wurde, alle Griechen im 
ganzen türkischen Reiche ums Leben zu bringen. 
Von den Siegen der Russen in der Moldau soll hier nicht 
erzählt werden, wohl aber von dem großen Seesiege bei Skio 
(1770). Die russischen Admirale Elp Hinstone und Spiritow 
trafen bei der Insel Skio im Archipel auf den Kapndan-Pafcha, 
den Befehlshaber der türkischen Flotte. Eine fürchterliche Schlacht! 
Endlich ergriff das Feuer das türkische Admiralschiff; es flog mit 
entsetzlichem Krachen in die Luft und riß das russische mit in die 
Höhe. Eine Menge von Menschen verloren dabei das Leben; nur 
Spiritow und der Pascha kamen von dem unfreiwilligen Fluge 
glücklich zurück. Die geschlagenen türkischen Schiffe retteten sich 
in die Bai von Tschesme an der kleinasiatischen Küste. So¬ 
gleich legte sich Elphinstone davor und ließ durch einen englischen 
Seeoffizier, Dugdale (sprich Dockdähl), während der Nacht die 
türkische Flotte vermittelst eines Branders anzünden. Sie brannte 
fünf Stunden lang — ein furchtbar-schöner Anblick! Weithin waren 
See und Land erleuchtet, und das Krachen der einzeln auffliegenden 
Schiffe hörte man bis nach Athen. — Elphinstone segelte darauf, 
um der Kaiserin sein Wort zu lösen, mit seinem Schiffe keck durch 
die Meerenge der Dardanellen, unbekümmert um die rechts und 
links auf ihn abgesendeten Kanonenkugeln, warf die Anker Angesichts 
des Sera'i in Constantinopel, ließ seine Trompeter einen Tusch 
blasen, trank vor den Augen der erstaunten Türken eine Tasse 
Thee und fuhr endlich zurück, wie er gekommen war. — Der Krieg 
wurde beendigt durch den Frieden von Kutschuk Kainardschi, 
bei Silistria an der Donau (1774). 
Den zweiten Krieg unternahm Katharina in der Hoffnung, 
die Türken aus Europa zu verjagen. Daran dachte sie in allem 
Ernste und hatte auch deshalb über das Thor der am Schwarzen 
Meere erbauten Stadt Cherson die Überschrift setzen lassen: „Weg 
nach Byzanz!" Sie hatte dies Reich ihrem zweiten Enkel bestimmt 
und daher ihn Constantin taufen lassen. Wer weiß auch, ob es ihr 
nicht endlich gelungen wäre, wenn nicht England und Friedrich
	        
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