Die griechische Sagenwelt.
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hinterlistiger Weise seines Augenlichts und wußte darauf mit den
übrigen Genossen zu entkommen. Aber er zog sich dadurch auch
den unversöhnlichen Groll des Beherrschers der Meere zu, der ihn
nun unablässig verfolgte und auf alle Weise seine Heimkehr zu ver-
hindern suchte.
Ein Jahr lang brachte er hierauf bei der Zauberin Circe zu.
Diese verwandelte zuerst seine Gefährten in Schweinehund machte
auch bei ihm den gleichen Versuch, behandelte ihn aber später lieb-
reich und entließ ihn nur ungern und reichlich mit allem versehen,
als er zum Aufbruch drängte.
Nach seinem Aufenthalt auf der Insel der Circe stieg er in
tue Unterwelt hinab und erfuhr hier von dem Seher Tiresias,
daß ihm infolge von Poseidons Groll beschieven sei, erst nach langer
Fahrt und nach Verlust aller Gefährten allein, auf fremdem Schiff
zur treuen Gattin Penelope zurückzukehren.
Auf seiner weiteren Irrfahrt kam er bei den Sirenen vorbei,
welche die Vorüberfahrenden mit ihrem verlockenden Gesang zu
bethören pflegten und dann ins Verderben zogen; aber Odyssens
wußte der Gefahr zu entgehen, indem er den Gefährten» die
Ohren mit Wachs verstopfte und sich selbst am Maftbaum fest-
binden ließ.
Glücklich, wenn auch nicht ohne Verluste, fuhr er durch den
Meeresstrudel zwischen den beiden Ungeheuern Scylla und
Charybdis hindurch und kam darauf zu einer Insel, auf der die
Rinder des Sonnengottes Helios weideten. Trotz strengen
Verbotes ließen sich hier seine Genossen während seiner augenblick-
lichen Abwesenheit vom Hunger verleiten, von den heiligen Tieren
des Gottes einige zu schlachten. Darum fanden sie alle in einem
furchtbaren Sturm ihren Tod.
Nur Odyssens selbst rettete sich auf einem Mast bäum und kam
nach neuntägigem Umherirren auf die Insel der Nymphe Kalypso.
Sieben Jahre weilte er bei der Göttin, die ihn mit der größten
Freundlichkeit pflegte; aber sein Herz sehnte sich nur darnach,
noch einmal den Rauch der Heimat aufsteigen zu sehen und dann
Warten«, Leitfaden der Geschichte. I. o