Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Das Emporkommen Macedoniens unter König Philipp. 61 
Mutterland machen. Dazu boten ihm die fortwährenden ftucht- 
losen Streitigkeiten, in denen die griechischen Staaten mit einander 
lagen, die erwüuschte Gelegenheit. So riefen ihn die Thebaner 
und andere Völkerschaften gegen die Phocier um Hülfe an; und 
nur dem Erscheinen einer athenischen Flotte war es zuzuschreiben, 
daß er sich nicht des Thermopylenpaffes bemächtigen und sich freien 
Eintritt nach Mittelgriechenland verschaffen konnte. 
Die Gefahr, die der griechischen Freiheit vom Norden her 
drohte, erkannte vor allen andern der Athener Demosthenes, der 
letzte große Staatsmann, den das freie Griechenland hervorgebracht 
hat, und der größte Redner des Altertums. Er war geboren als 
der Sohn eines Waffenschmiedes, der früh starb. Gewissenlose 
Vormünder betrogen den Knaben um fein Vermögen. Heran¬ 
gewachsen bildete er sich trotz schwerer natürlicher Hindernisse zum 
Redner aus; er hatte nämlich ursprünglich eine schwache Stimme, 
eine schlechte Aussprache und zuckte beim Reden unwillkürlich mit 
der Achsel. Mit seltener Ausdauer und Zähigkeit überwand er 
diese Fehler. Seine erste That als Redner bestand darin, daß er 
die ungetreuen Vormünder vor Gericht zog und zur Rückerstattung 
wenigstens eines Teiles feines Vermögens zwang. 
Im Alter von dreißig Jahren etwa begann er, sich an den 
Staatsgefchäften zu beteiligen. Aber vergebens forderte er feine 
Landsleute zum rechtzeitigen Auftreten gegen Philipp auf. So 
vermochte er nicht zu verhindern, daß 348 das wichtige Olynth 
und damit die ganze Halbinsel Chalcidice in die Hände des 
Macedonierkönigs fiel. Erst als dieser im Jahr 339 wiederum 
von einigen Griechenstaaten nach Mittelgriechenland gerufen wurde 
und die den Eingang nach Böotien beherrschende Stadt Elatea 
besetzte, kam man in Athen zur Einsicht. Auf den Rat des 
Demosthenes boten die Athener den von Philipp zunächst be- 
drohten Thebanern ein Bündnis an, das auch zustande kam. 
Aber es war zu spät. Bei Chäronea kam es im Jahr 338 
vor Chr. zur Entscheidungsschlacht. Thebaner und Athener fochten 
hier tapfer um ihre Selbständigkeit. Die letzteren siegten anfangs
	        
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