Friedrichs auswärtige Politik in seinen letzten Jahrzehnten.
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mehr an Macht verloren, und die Gewalt war dem Adel zugefallen, der sie
in selbstsüchtiger Weise ausnutzte und die rechtlosen, leibeigenen und vor-
kommenen Bauern in empörender Weise bedruckte. So kam es, daß Aufstände
und Bürgerkriege sehr häufig waren. Diese Zustände benutzte Katharina, sie
besetzte einen großen Teil des Landes. Als infolge einer Grenzverletzung
die Türkei an Rußland den Krieg erklärte, kämpften die russischen Truppen
auch in diesem Kriege siegreich.
Unter dem Eindrucke dieses gewaltigen Vordringens der russischen Macht
näherten sich Friedrich und Joseph II., der im Jahre 1765 seinem
Vater Franz I. als deutscher Kaiser gefolgt war. Um nun zu verhindern,
daß Rußland sich ganz Polens bemächtigte, zugleich um den Ausbruch eines
Krieges zwischen Rußland und Österreich zu verhüten, schlug Friedrich eine
Teilung Polens vor. Der T e i l u n g s v e r t r a g kam im Jahre 1772
zustande. Rußland erwarb große Strecken des östlichen Polens, Oster- P^ns
reich Galizien, Preußen das einst dem deutschen Orden entrissene W e st -
preußen, doch ohne die Städte Danzig und Thorn, und dazu den Netze-
distrikt. Seitdem nannte sich Friedrich König von Preußen. Er ver-
wandte aus die verwahrlosten Gebiete sogleich eine eifrige und erfolgreiche
Arbeit. Deutsche Kolonisten wurden ins Land gerufen, der Netzebruch aus-
getrocknet, der Netzekanal gebaut, eine geordnete Verwaltung hergestellt. So
wurden diese Gebiete für das Deutschtum und zugleich sür die Kultur ge-
wonnen.
§ 89. Der Bayrische Erbfolgekrieg und der Fürstenbund. Mit
Österreich kam es einige Jahre darauf zu neuen MißHelligkeiten. Kaiser
Joseph II. wünschte große Teile Bayerns sür Österreich zu erwerben, da
der bayrische Kurfürst kinderlos war. Dagegen erhob der zukünftige Erbe
Bayerns, KarlvonPfalz-Zweibrücken, Einspruch; er war dazu
von Friedrich dem Großen veranlaßt worden, welcher eine Ausdehnung des
österreichischen Besitzes in Süddeutschland keinesfalls dulden wollte. Als
Joseph trotzdem aus seinem Plane beharrte, entstand im Jahre 1778 ein Bayrischer
Krieg. Noch einmal zogen preußische Truppen unter dem greisen König er^|°g9C5
über die Sudeten und lagen im nördlichen Böhmen dem Feinde gegenüber. 1778~1779'
Aber es kam in diesem „Kartoffelkriege" zu keiner Schlacht. Zu Beginn des
Jahres 1779 wurde der Friede von Teschen geschlossen, in welchem
Österreich nur das sogenannte „Jnnviertel" erwarb.
Ein Jahr später starb MariaTheresia. Sie war eine edle Frau, i78o.
eine vortreffliche Landesmutter gewesen, unter deren sorgfältigem Walten