XI. Das russische Reich.
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Provinzialinstitutionen (1864) anbefohlen. Handel und Industrie durch
Entfernung aller Hindernisse im Innern des Reiches nehmen einen gro߬
artigen Aufschwung, der noch unterstützt wird durch die Eisenbahnbauten.
Der jetzige Herrscher sucht mehr in der Verbesserung der inneren Zustände
als in dem Einfluß nach außen seinen Ruhm.
Literatur.
Die russische Literatur, wenn man von mehreren theils historischen,
theils kirchlichen Schriften absieht, welche in einer jetzt dem Volke nicht mehr
verständlichen Sprache abgefaßt sind, sowie von älteren, nur in neuerer
Umarbeitung noch vorhandenen Volksliedern und Sagen, beginnt, wie die
russische Geschichte im europäischen Sinne erst mit Peter dem Großen. Und
auch zu seiner Zeit kannte man mit Ausnahme einiger unbedeutenden
Geschichtswerke fast nur Uebersetznngen aus den neueren Sprachen. Erst
die Zeit Katharinas II., von ihr mächtig angeregt, hat die ersten bedeutenden
Schriftsteller aufzuweisen, wieLomonossow, 1711—1765, welcher außer
mehreren mineralogischen Schriften die ersten russischen Oden und ein
Heldengedicht auf Peter I. in zwei Gesängen geschrieben hat; Sumarakow,
1718 — 1777, welcher die ersten Tragödien und Opern, aber freilich im
französischen Geschmack, geschrieben hat. Aecht national dagegen sind die
Oden und lyrischen Gedichte Derzawins, 1743 —1816. Unter den
Prosaikern wären hier der Metropolit Platon, 1737—1812, wegen seiner
Predigten und Schtscherb atow, 1733—90, als Verfasser einer russischen
Geschichte zu nennen. Unter Alexander I. trat mit Kar am sin, 1765 bis
1826, der erste große Prosaiker mit einer vielgerühmten Geschichte Rußlands
auf. Reben ihm blühten die Dichter Ko slow, geb. 1780, Feodor
Glinka, geb. 1788, Gribojödow, 1794—1829, von welchem man
Lustspiele und andere Dichtungen hat. Unter den neuesten Schriftstellern
haben sich ausgezeichnet: Puschkin, 1799 —1837, der beliebteste aller
russischen Dichter im Epischen und Dramatischen; Bulgarin, geb. 1789,
bekannt durch seine Romane und mehrere periodische Schriften; endlich der
unglückliche Bestuzew, geb. 1795, welcher erst nach Sibirien verwiesen,
dann als gemeiner Soldat nach dem Kaukasus geschickt, dort 1837 den
Tod fand; seine Romane, Novellen und vor Allen seine Kriegslieder, die
zum Theil unter dem Rainen seines Unglücksgefährten Marlinsky er¬
schienen, sind allbeliebt.
Die Polen, welche durch den Katholicismus schon frühe in die-Geschichte
des Abendlandes verflochten wurden, haben eben deshalb eine weit ältere und
reichere Literatur aufzuweisen. Auch bei ihnen finden sich schon aus der
heidnischen Zeit Volkslieder und Sagen, auf welche man erst in neuerer
Zeit aufmerksam geworden. Bis ins 16. Jahrh, ist fast Alles in Polen
lateinisch geschrieben geworden. Als der Vater der eigentlichen polnischen
Literatur wird Michal Rej (1515—1568) genannt, dessen satirische
Gedichte noch jetzt geschätzt werden. Berühmt ist noch aus jener frühen
Zeit Szymonowicz (S im onid es), f 1629, welcher sowohl in latei¬
nischer als in polnischer Sprache gedichtet. Die Einführung der Jesuiten