Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen

116 Die Deutschen. 3. Deutsche Firsten» und Ländergeschichte. §§ 136.137. 
Weise zu Wagenburgen um ihr Lager aufbauten, vor dem Brausen 
ihrer begeisterten Kampfgesänge, vor ihren Sensen, Dreschflegeln 
und Morgensternen wichen alle Heere, oft ehe sie ihrer nur ansichtig 
wurden. Ja, sie trugen ihre eigenen Angriffe und mit diesen ihre 
furchtbaren Verwüstungen weit über die Grenzen Böhmens hinaus. 
Hätten sie sich nicht selbst in Parteien gespalten, sie wären unbesieglich 
gewesen. Zuletzt aber nahm die Mehrzahl von ihnen einen Frieden 
mit dem Kaiser und der Kirche an. Fast 20 Jahre hatte Siegmund 
kämpfen müssen, ehe er als König von Böhmen in Prag einziehen 
konnte. 
§ 137. Siegmund, Hohenzollern und Habsburger. Von 
Siegmunds Regierung nach dem Constanzer Konzile ist wenig Bedeu- 
tendes mehr zu bemerken. Denn das von dem Kaiser begünstigte 
Konzil von Basel (1431—1449), welches noch einmal die Besse- 
rung der Kirche versuchte, geriet bald in völliges Zerwürfnis mit dem 
Papste und mußte endlich feine Thätigkeit ohne jeden Erfolg schließen. 
— Auch für das Reich, dessen Krone er in Rom empfangen, hat 
Siegmund nichts Großes geleistet. Seine Hauptsorge galt seinen 
Erbländern Böhmen und Ungarn und ihren Nebenländern. Und 
doch ist seine Regierung für Deutschland so wichtig geworden, denn 
seit Siegmund beginnt der Aufschwung der beiden späteren Großmächte, 
Österreich und Brandenburg und ihrer Herrscherfamilien: der 
Habsburger und Hohenzollern. Den Burggrafen Friedrich 
von Nürnberg, den Freund und Berater seiner ersten Regierungs- 
jähre, belehnte Siegmund auf dem Konzil von Constanz feierlich mit 
den brandenburgischen Marken (und der auf ihnen ruhenden 
Kurwürde), die er als eigenes Erbteil aus der Ländermasse seines 
Vaters überkommen hatte. Später freilich entzog er diesem alten 
Freunde seine Gunst und übertrug sie auf Albrecht von Öfter- 
reich, der von Wien aus über einen Teil der österreichischen Erblande 
regierte. Ihm gab er die Hand seiner einzigen Tochter, der Erbin von 
Böhmen, Schlesien, Mähren, Ungarn mit seinen Nebenländern. 
So traten die Habsburger an die Stelle des Hauses der Lützel- 
burger, das mit Siegmund 1437 erlosch, und gründeten von Deutsch- 
land aus, wo ihre Macht wurzelte, ein mächtiges Ostreich, das 
Slaven und Magyaren umfaßte.
	        
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