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Neunzehntes Kapitel.
Kriege Deutschlands mit Ludwig XIV. von Arankreich-
Kart XII. von Schweden und den Mrkeu.
Nicht lange nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges be-
stieg in Frankreich ein junger, ehrgeiziger und eroberungs-
luftiger König, LudwigXIV., den Thron. Er begann alsbald
Krieg, zuerst mit den spanischen, dann mit den Vereinigten
Niederlanden. Darauf bemächtigte er sich mit List und Gewalt
der im Elsaß gelegenen, im Westfälischen Frieden nicht an
Frankreich abgetretenen deutschen Reichsstädte, zuletzt auch
iesi. Straßburgs, dieses wichtigen Bollwerks Deutschlands am
Oberrhein. Das Reich ließ es ruhig geschehen. Endlich fiel
er (unter dem Vorwand von Erbansprüchen) in die Pfalz ein
und ließ dieses schöne Land durch feine Truppen auf das furcht»
barfte verwüsten. Das prächtige Schloß zu Heidelberg, einst die
Residenz der Pfalzgrafen, ging in Flammen auf und erinnert
noch immer als Ruine an jene barbarische That. Nur mit
Mühe gelang es, dem beutedurstigen König dies wertvolle
deutsche Grenzland zu entreißen.
Ein Krieg, den Ludwig XIV. wegen der Krone Spaniens
mit dem deutschen Kaiser Leo pol dl. führte („spanischer Erb-
folgebieg"), ging das Deutsche Reich als solches eigentlich nichts
an, hatte aber doch die auch für dieses nicht unwichtige Folge, daß
die bis dahin spanischen Niederlande an die deutsche Linie des
Hauses Habsburg fielen. Ebenso verhielt es sich mit dem Kriege
gegen Karl XII. von Schweden, in welchen einzelne deutsche
Fürsten verwickelt wurden. Durch denselben kam wenigstens ein
Teil des im Westfälischen Frieden an Schweden abgetretenen
Pommerns an Preußen und somit an das Reich. Dagegen
kostete der Streit, der sich zwischen Österreich und Frankreich
wegen Besetzung des polnischen Thrones entspann („pol¬
nischer Erbfolgekrieg"), dem Reiche den BesitzLothringens.
Um dem fächsif chen Kurfürsten Friedrich August II. die polnische
Krone zu verschaffen, gab der deutsche Kaiser dem von Frank-
reich begünstigten Thronkandidaten Stanislaus Leszczinsky als
Entschädigung dieses deutsche Land, überdies mit der Be¬
stimmung, daß es nach dessen Tode an den König Ludwig XV.
von Frankreich, den SchwiegersohnLeszczinskys, fallen sollte, was
denn auch geschah. So gingen dem Deutschen Reiche die beiden