Full text: Die Neuzeit bis zum Tode Friedrichs des Großen (H. 3)

110 IV. Das Zeitalter d. unumschr. Fürstengewalt. Aufstieg Preußens z. europ. Geltung. 
Als Joseph dennoch nicht nachgab, ließ Friedrich sein Heer in Böhmen 
einrücken. Zu größeren Kampfhandlungen kam es in diesem Feldzuge 
nicht; „Kartoffelkrieg" nannten ihn daher die Preußen, „Zwetscheurummel" 
die Österreicher. Er endete mit dem Frieden zu Teschen (1779), in dem 
Osterreich sich mit dem Jnnviertel, einem Landstrich zwischen Donau, Inn 
und Salzach, begnügte. 
Ein Jahr darauf starb die Kaiserin Maria Theresia, die sich um 
den Frieden eifrig bemüht hatte, tiefbetrauert von ihrem Volk; denn sie 
war eine rechte Landesmutter gewesen, hatte das Zepter mit Klugheit und 
Festigkeit geführt und das Wohl ihrer Untertanen nach Kräften gefördert. 
Ihr Sohn Joseph II. setzte ihr Werk fort, nur fehlte ihm die weise 
Mäßigung, die ihr Walten ausgezeichnet hatte. Lebhaft in seinem Wesen 
und rasch in seinen Entschlüssen, tat er, wie Friedrich der Große von 
ihm sagt, immer den zweiten Schritt vor dem ersten. Sein Ziel war, 
das lose Gefüge der österreichischen Länder in einen festgeschlossenen Ein! 
heitsstaat zu verwandeln. Ohne sich um Herkommen und Geschichte, Recht 
und Brauch zu kümmern, räumte er mit allem auf, was seinen aufgeklärten 
Ansichten widersprach. Doch die Überstürzung, mit der das geschah, rief 
im Volke so lebhaften Unwillen hervor, daß er seine Neuerungen größtenteils 
zurücknehmen mußte. 
Auch mit dem wiederholten Versuch, Bayern zu gewinnen, hatte 
Joseph kein Glück. Diesmal gedachte er es durch Tausch zu erwerben 
und bot dem Kurfürsten die österreichischen Niederlande (Belgien) dafür 
an. Doch Friedrich durchkreuzte wiederum des Kaisers Plan. Er ver- 
anlaßte den Herzog von Pfalz-Zweibrücken zu erneutem Einspruch imb 
gründete, damit „jeglicher Stand des Reiches bei dem Seinigen ungestört 
erhalten werden möge", mit Hannover und Sachsen den Deutschen Fürsten- 
bund, dem auch die andern deutschen Fürsten größtenteils beitraten. Nun 
ließ der Kaiser seinen Plan fallen. Der Fürstenbund hatte seinen Zweck 
erfüllt; bald nach dem Tode seines Stifters löste er sich auf. Preußen 
hatte, wenn auch nur kurze Zeit, an der Spitze des außerösterreichischen 
Deutschlands gestanden. 
§ 108. Der nordamerikanische Freiheitskrieg (1775—1783). Der Krieg 
mit Frankreich um die nordamerikanischen Kolonien hatte Englands Staats- 
schuld gewaltig vermehrt. Um sie zu tilgen, sollten die Kolonien mit¬ 
helfen. Doch diese wollten sich von keinem Parlament besteuern lassen, 
in dem sie nicht vertreten waren, gemäß dem altenglischen Grundsatz: No 
taxation withoat representation! Wegen der allgemeinen Erregung, die 
entstand, nahm England seine Forderungen zurück bis auf einen geringen 
Teezoll, den es aus Grundsatz beibehielt. Aber gerade um die grnnd- 
sätzliche Seite der Sache war es den Amerikanern zu tun. Als nun 
im Hafen von Boston die Teeladung dreier Schiffe ins Meer geworfen 
wurde, sandte England Truppen über den Ozean. So begann der offene 
Kampf (1775). Obwohl die zu einem Bunde vereinigten 13 Kolonien
	        
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