190 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens 1648 - 1786.
richtete, von dieser ablehnend beantwortet wurden, fiel er im Spät-
1756. sommer 1756 ohne Kriegserklärung in Sachsen ein. Der Kur-
fürst dieses Landes, August in., der zugleich König von Polen
war, und sein verschwenderischer und gewissenloser Minister Graf
Brühl, unter dessen Verwaltung das Volk mit Steuern überlastet
und doch der Staat in Schulden gestürzt wurde, waren ihm feindlich
gesinnt; es stand bei Friedrich fest, daß er bei dem geplanten Einfall
nach -Osterreich nicht in seinem Rücken eine Regierung bestehen lassen
durfte, die sich bei der ersten Gelegenheit seinen Gegnern anschließen
würde. So war er denn entschlossen Sachsen zu besetzen.
Auf die Nachricht, daß die Preußen die Grenze überschritten
hätten, sammelten sich die sächsischen Truppen, 17 000 Mann, in einem
befestigten Lager bei Pirna. Friedrich besetzte Dresden und ent-
nahm dem dortigen Archiv eine Reihe von Aktenstücken, welche er
veröffentlichen ließ, um die große Verschwörung gegen ihn aller Welt
zu beweisen. Das Lager bei Pirna wurde eingeschlossen. Als ein
österreichisches Heer unter dem Feldmarschall B r o w n e sich näherte,
Lo&sttz! ging ihm der König nach Böhmen entgegen und schlug es bei L o b o f i tz
zurück. Bald darauf mußten sich die Sachsen, die unter der schlechten
Gr@ac§}enber Witterung und dem Mangel an Vorräten auf das schwerste litten,
Oft. 1756. ergeben; August III. begab sich nach Warschau. Die Mannschaften
wurden genötigt dem König von Preußen den Fahneneid zu leisten
und der preußischen Armee einverleibt; doch desertierten von ihnen
so viele zu den Österreichern, daß diese besondere sächsische Regimenter
bilden konnten. Das Land trat unter preußische Verwaltung und hat
einen großen Teil der Kriegslasten tragen müsseM
b^sünb® In den folgenden Monaten kam das endgültiges riegsbünd-
ntsses. nis gegen Friedrich zu stände; es hatte den Zweck, ihn eines großen
Teils seiner Lande zu berauben und so den preußischen Staat zu
zerstören. Auch Schweden trat dem Bunde bei, in der Hoffnung,
die im Stockholmer Frieden verlorenen Teile Pommerns wiederzu-
gewinnen. Ferner beschloß das deutsche Reich gegen ihn wegen
Friedrich, seines Friedensbruchs den Reichskrieg. Friedrich hatte nur einen
starken Bundesgenossen, England, das, so lange William Pitt
Minister war, ihm treu blieb und ihn mit Subsidiengeldern unter¬
stützte; dazu kamen Hannover, Braunschweig und andere kleine
deutsche Staaten. Friedrich besaß, von den Besatzungstruppen ab-
gesehen, für den Kampf im Felde ein Heer von 150 000 Mann.
Es waren trefflich ausgebildete Leute, Krieger von Beruf, deren
Tapferkeit der König oft in den ehrendsten Worten anerkannt hat,
freilich zum guten Teile Ausländer und zur Desertion geneigt.
Unter seinen Feldherrn ragte hervor der Feldmarschall Schwerin,
der bewährte und allgemein beliebte Sieger von Mollwitz; ferner