Der siebenjährige Krieg 1756—1763.
193
Indessen hatte sich das andere französische Heer, welches der
Prinz von S oubise befehligte, mit der deutschen Reichsarmee
vereinigt, die sich langsam versammelt hatte und von dem Prinzen
von Sachsen-Hildburghausen angeführt wurde, und stand in
Thüringen. Während sich der König gegen diese Truppen wandte,
gelang es einer fliegenden Abteilung des österreichischen Heeres bis
Berlin zu kommen und die Hauptstadt zu brandschatzen.
Nach längerem Hinundherziehen traten in der Gegend von
Roßbach, nordwestlich von Weißenfels, 33000 Franzosen und s°Nov.
10 000 Mann Reichstruppen dem König gegenüber, der 22 000 Mann
bei sich hatte. Die Feinde glaubten die Preußen umgehen und in
der Flanke angreifen zu können. Da ließ Friedrich — es war am
5. November kurz nach Mittag — plötzlich die Zelte abbrechen. Die
von S e y d l i tz befehligte Kavallerie erschien auf einem langgestreckten
Hügel, der sie bisher verdeckt hatte, und warf in zweimaligem,
glänzendem Angriff die feindliche Reiterei; es folgte ein kurzes Feuer-
gefecht des Fußvolks; dann riß allgemeine Flucht unter den Feinden
ein. Die Preußen hatten wenig über 500 Mann verloren, die feind-
liche Armee war zersprengt. Darüber aber, daß es gelungen war
die übermütigen Franzosen zu schlagen, entstand nicht in Preußen
allein, sondern weithin in deutschen Landen freudige Begeisterung;
seitdem wurde der große Preußenkönig der H e l d der deutschen
Nation.
Nunmehr mußte Friedrich aber nach Schlesien zurückeilen, wo die
Österreicher eingebrochen waren. Winterseldt war im Kampfe
gegen sie unterlegen und, zum tiefen Schmerze des Königs, an seinen
Wunden gestorben. Dann hatten die Österreicher einen zweiten
Sieg über die in Schlesien stehenden preußischen Truppen davon-
getragen und Breslau genommen. Friedrich mußte dem über--
mächtigen Feinde eine Schlacht liefern, wenn er nicht für den Winter
den größeren Teil der Provinz in der Hand des Feindes lassen wollte.
Damals versammelte er seine Generäle um sich und teilte ihnen seinen
unbedingten Entschluß mit, den Feind anzugreisen, wo er ihn fände;
er erklärte, daß er jedem, der sich fürchte die Gesahr mit ihm zu teilen,
gern den Abschied gewähren wolle, fügte zum Schluß aber auch harte
Strafbestimmungen für solche Regimenter hinzu, die nur einen Augen-
blick im Kampfe zögerten und wankten.
Bei dem Dorfe Leuthen, westlich von Breslau, stieß er am Leuthen
5. Dezember mit 35 000 Mann auf das 70 000 Mann starke Heer 6,®ei"
Karls von Lothringen. Wieder wandte er die schiefe Schlachtord¬
nung an, indem er sich mit dem größten Teil der Armee auf den
feindlichen linken Flügel warf. Dieser wurde geschlagen; dann kam
es zu heftigem Kampf um Leuthen, den Mittelpunkt der feindlichen
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte II. ö. Anfl. 13