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Lykurg und die Spartaner.
(888 v. Chr.)
Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta. Auf
seinen Reisen lernte er die Gesetze anderer Völker kennen, ebenso
die Gedichte Homers (Ilias und Odyssee), die er mit nach Griechen¬
land brachte. — Bei seiner Zurückkunft war Unfrieden und Un¬
ordnung in Sparta, und darum beschloß er, seinem Volke eine
Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der
gemeinste Bürger, ihre gefammte Thätigkeit der Beförderung des
allgemeinen Wohles widmen sollten. Bevor er aber an's Werk
ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem Gott sein Opfer,
und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu werden,
einen gesegneten Ersolg haben werde. Der Orakelspruch er-
muthigte ihn.
Um ein anderes Geschlecht von Menschen zu erziehen, errichtete
er nun solche Anstalten, bei denen zu erwarten war, daß es hin¬
fort nur gesunde und kraftvolle Menschen in Sparta geben werde.
Nur kräftige Kinder wurden auferzogen und mißgestaltete und schwäch¬
liche in eine Kluft geworfen. Die Erziehung war streng und ab¬
härtend. Die Kinder waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte
sie früh an geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich
zu fürchten und ohne zu schreien. — Nach dem siebenten Altersjahre
durfte der Knabe nicht mehr länger im elterlichen Haufe bleiben,
sondern er kam unter die Aufsicht der Obrigkeit und wurde öffent¬
lich erzogen. Ihre Uebungen, Spiele und ihr ganzes Leben war
alsdann gemeinschaftlich. Wissenschaft und Kunst war in Sparta
nicht geachtet. Aller Unterricht und die ganze Erziehung war nur
darauf berechnet, daß die Knaben willigen Gehorsam und Ausdauer
lernten, um einst dem Feinde muthig entgegentreten zu können. Die
Knaben mußten sich im Laufen, Ringen und Werfen üben, und
zwar warfen sie theils mit runden metallenen Scheiben, theils mit
dem Wurfspieß nach dem Ziele. Alle Tage badeten sie sich im Flusse
Eurotas. Schuhe waren ihnen nicht gestattet, wenngleich die
Erwachsenen Sandalen trugen.
Matt gewöhnte die Knaben, auf jede Frage schnell zu antworten;
alles, was man sprach, mußte kurz sein. Der Gesang wurde ge¬
pflegt. Die Bürger übten sich in kriegerischen Fertigkeiten, beauf¬
sichtigten die Jugend und widmeten sich dem öffentlichen Dienste.
Keiner durfte ein Handwerk, noch sonst ein Geschäft treiben, das
auf Gelderwerb abzielte. Die Sklaven, Heloten genannt, mußten
das unter die Bürger vertheilte Feld bearbeiten und wurden grau¬
sam behandelt. Gold- und Silbermünzen waren verboten, dagegen
wurde ungeheuer großes eisernes Geld eingeführt. Dadurch wollte