Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen

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zu dem Herrscher empor, der ihm seine Lehen als erbliches Eigen¬ 
tum zusprach. 
1039 In vollem Wirken starb Konrad zu Utrecht; er ruht in 
dem schönen Dom, den er im heimatlichen Speier begründet. 
2. Auch sein jugendlicher Sohn Heinrich III. war ein 
kraftvoller Kriegsmann. Der Wendenherzog von Böhmen 
und der König von Ungarn mußten barfuß und knieend ihre Länder 
von ihm als Lehen nehmen; als der König von Frankreich bei 
einer Zusammenkunft unweit Sedans ihn unredlicher Gesinnung 
beschuldigte und Lothringen verlangte, warf er ihm den Fehde- 
handschuh hin, worauf der Franzose nächtlicher Weile entwich. 
Von seiner Mutter Gisela hatte Heinrich tiefe Frömmig- 
feit geerbt. Nach siegreicher Schlacht sank er wohl im härenen 
Büßerhemde barfnß vor einem Reliquienschreine nieder zu brün- 
stigem Geber; das Heer folgte seinem Beispiel; „alle verziehen 
allen". In Frankreich verboten die Bischöfe bei Strafe einer 
Pilgerfahrt nach Jerusalem die Fehden des rauflustigen Adels 
an den durch Christi Seiden und Auferstehung geheiligten Wochen- 
tagen (von Mittwoch abends bis Montag früh), sowie in der 
Advents- und Fastenzeit. Mehr als dieser „Gottesfriede" (treuga 
dei) wirkte in Deutschland König Heinrichs Vorbild. In Kon- 
stanz verkündigte er von der Kanzel, er verzeihe allen seinen 
Feinden, und nach seinem Vorgange standen die Großen ab von 
Kampf und Blutrache. An seinem Hoflager konnte sich jeder 
Deutsche bei Richtern eigenen Standes Recht holen. 
3. Auch gegen Anstößigkeiten in der Kirche schritt er ein. 
Drei Päpste stritten um die Herrschaft der Christenheit. Da 
zog der König mit Heeresmacht blitzschnell über die Alpen' und 
ließ auf den Synoden zu Sutri uud Rom alle drei absetzen. 
Ein würdiger deutscher Bischof bestieg den Stuhl Petri und 
1046 krönte seinen jungen Herrn am Weihnachtsfeste zum Kaiser. 
Konrad II. hatte vou neu eingesetzten Bischöfen, gleichsam 
als Kaufpreis für ihre Würde, eine Steuer erhoben. Diese 
„Simonie" schaffte Heinrich ab. Er bestritt die Kosten seines 
Hofhaltes mit den Silbererträgen seiner Bergwerke im Harz; 
denn immer mehr kam damals das bare Geld in Gebrauch. 
4. Im Harze baute er sich eine Reihe fester Pfalzen; Goslar 
mit seinen wildreichen Forsten wurde sein Lieblingssitz. Auf 
1056 der Burg Bodfeld starb der kaum vierzigjährige Monarch in 
den Armen Papst Viktors II., des vierten Deutschen, der ihm 
seine Erhebung verdankte. Sein Sohn und Nachfolger Hein- 
rich IV. war erst sechs Jahre alt.
	        
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