Full text: Sagen und Geschichten aus dem Altertum (Teil 1)

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ihre Hiitte bewahrt, den Göttern zu opfern; da erhebt 
sich Zeus und fordert mit freundlichem Blicke die Gast¬ 
geber auf, ihre Hütte zu verlassen. Und sieh! zu mar¬ 
mornen Säulen werden die Pfosten der Hütte, zu ge¬ 
triebenem Golde ihr Giebel. „Und nun sage mir“? 
begann der Gott, „sage mir, du redlicher Greis, und du, 
des redlichen Mannes würdige Gattin, was ihr begehret/“ 
„0, eure Priester lafst uns sein“! war die zitternde 
Antwort; „lafst uns als Priester pflegen eures Heilig¬ 
tums, und da wir stets mit einander in friedlicher Ein¬ 
tracht lebten, so lafst nicht den Gatten schauen den Tod 
der liebenden Gattin, nicht die Gattin den Tod des 
liebenden Gatten.“ Und wie sie gebeten hatten, so 
geschah es. Viele Jahre hüteten sie vereint des 
Tempels, der an der Stelle ihrer Hütte stand, und zu 
derselben Stunde schieden beide aus dem Leben. 
8. Mid as. 
1. Als Dionysus noch auf der Erde umherzog, um 
die Menschen zu lehren, wie sie die Rebe pflanzen und 
aus ihrer Traube den köstlichen Wein pressen könnten, 
kam er auch in das Gebiet des Mid as, des reichen 
Königs von Phrygien. In seinem Gefolge befand sich 
auch der alte Silen, der den Gott einst auf Geheifs 
des Zeus erzogen hatte. Zufällig verirrte sich dieser 
und wurde von den Dienern des Midas zu ihrem Könige 
geführt. Wohlwollend nahm ihn derselbe auf, bewirtete 
ihn mehrere Tage lang reichlich und brachte ihn dann 
zum Dionysus zurück. Darüber erfreut erlaubte der Gott 
dem Könige, sich irgend eine Gabe von ihm zu erbitten. 
„Dann lafs alles, was ich berühre, zu eitel Gold werden!“ 
erwiderte der Thor. Sein Wunsch wurde ihm gewährt,
	        
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