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Die Neuzeit.
Die Entdeckungen.
Christoph C o l n m b n s.
§ 90« Die Entdeckungen der Portugiesen. — Mehr
als dreihundert Jahre hatten die Muhammedaner über die Halb-
insel Spanien geherrscht. Da ermannten sich allmählich wieder die
christlichen Bewohner des Landes und bildeten zwei neue Staaten:
Aragonien und Castilien; neben diesen aber entstand aus einer
castilischen Statthalterschaft das Königreich Portugal. Die Por-
tugiesen verdrängten die Mauren nach Afrika, und ihr König Jo-
Hann, der im Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts regierte,
verfolgte dieselben auch dort und eroberte die feste Stadt Ciuta
an der Straße von Gibraltar. Sein Sohn Heinrich der See-
fahrer faßte den Plan, einen Seeweg um Afrika herum nach Indien
aufsuchen zu lassen. Er rüstete Flotten aus, und zuerst fanden
nun die kühnen portugiesischen Seefahrer die Insel Porto Santo,
bald darauf Madeira, dann die Azoren; auch die c an arischem - > • ^
Inseln nahmen sie in Besitz. Immer weiter drängende nach "
Süden vor, und so kamen sie bis zum grünen Borgebirge.
Nach dem Tode Heinrichs ließ König Johann II. mit großem Eifer
i486 die Entdeckungsreisen fortsetzen, und 1486 erreichte Bartolom-
meo Diaz die Südspitze Afrikas. Er nannte sie „das Vorgebirge
der Stürme", der König aber gab ihr den Namen des „Vorgebirges
der guten Hoffnung". Wirklich ging seine Hoffnung, daß nun der
Seeweg nach Indien werde gefunden werden, in Erfüllung, wenn
1493 er es auch nicht mehr erlebte; denn 1498 kam der portugiesische
Seefahrer Vaseo da Gama glücklich um Afrika herum nach
dem Hafen von Calicut an der Küste Malabar. Inzwischen aber
war bereits von Spanien aus die viel wichtigere Entdeckung eines
bis dahin ganz unbekannten vierten Erdteils gemacht worden. ,
j]/!/&%& §91. Christoph Colnmbns. — Im Jahre
IrJto' wurde einem armen Tuchweber zu Genua Namens Colombo (Co-
lnmbus) ein Sohn geboren, der Christoph genannt wurde. Fast
noch Knabe, trat derselbe in den Seedienst, und bald galt er für
1470 einen geschickten Seefahrer. Um 1470 ging er nach Portugal, und
dort heiratete er die Tochter des Seefahrers Perestrello, welcher
Gouverneur von Madeira war. Er machte viele Seereisen und
studierte eifrig die Tagebücher und Karten seines Schwiegervaters.
So kam er auf den Gedanken, man müsse auch dann nach Indien
kommen, wenn man nicht nach Osten, sondern nach Westen schiffe.
Er legte seinen Plan dem Könige Johann II. vor; der wies ihn
aber ab, und nach dem Tode seiner Gattin verließ er deshalb Por-
tugal und ging nach Spanien. Dort wandte er sich an König
Ferdinand den Katholischen von Aragonien und seine Ge-
mahlin Isabella von Castilien. Auch da konnte er aber nichts