Full text: Bilder aus der Götter- und Heldensage der Griechen, Römer und Deutschen (Teil 1 = Sexta)

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dllrauf ging Dietrich ein und suchte durch wertvolle kriegerische 
Leistungen gegen die Feinde Etzels den Dank sür dessen Edel- 
mut abzustatten. 
Jahre gingen so dahin; Helche starb am Kummer über den Tod 
ihrer lieben Söhne; Etzel vermählte sich von neuem mit der burgun- 
dischen K r i e m h i l d , die durch ihren leidenschaftlichen Rache- 
dürft furchtbares Unheil über ihr eigenes Geschlecht und über Königs- 
Haus und Volk der Hunnen bringen sollte. In diesen schweren 
Zeiten stand Dietrich als treuer Freund an der Seite Etzels (s.u.Ulli). 
Endlich, nach dreißigjährigem Aufenthalt in der Fremde, brach 
für ihn der Tag der Heimkehr an. Es kam die Kunde, daß Kaiser 
Ermenrich in Romaburg, von unheilbarem Siechtum befallen, 
darniederliege und daß das Volk der Goten Dietrichs Rückkehr 
herbeisehne. Da konnte ihn nichts mehr im Lande der Hunnen 
zurückhalten. Mit seiner treuen Gemahlin Herrat zog er der Heimat 
entgegen, ihm voran eilte sein alter Waffenmeister Hildebrand. 
An der Grenze stellte sich diesem ein Wachposten entgegen, 
der im Auftrag Ermeurichs jeden Einfall der Hunnen abwehren 
sollte; an seiner Spitze ritt ein junger Held in blitzendem Waffen- 
schmuck. Im Gespräch mit ihm erfuhr Hildebrand, daß es fein 
eigener Sohn Hadubrand sei, der sich zwar seines herrlichen 
Vaters rühmte, aber diesen für längst gestorben hielt. Voll tiefen 
Mißtrauens nahm er es auf, als Hildebrand sich zu erkennen gab, 
lehnte dessen Geschenke ab und zwang ihn schließlich zum Kampfe, 
indem er ihn als Lügner und Feigling beschimpfte. Da sprengten 
Vater Und Sohn gegeneinander, und als die Speere an den Schil- 
dem zersplittert waren, sprangen sie von den Rossen und hieben 
mit den Schwertern aufeinander ein. Bald lag Hadubrand am 
Boden. Der alte Recke wollte ihm Gnade gewähren; aber als 
der Besiegte noch vom Boden aus einen tückischen Hieb gegen ihn 
führte, kannte Hildebrand, der sein langes Leben hindurch ein Hüter 
ritterlicher Ehre gewesen war, keine Schonung mehr und stach den 
unwürdigen Sohn nieder. 
Ein weiterer Kampf war unnötig; bald kam die Kunde von 
Ermenrichs Tod, und alle Städte öffneten dem letzten Amelungen, 
dem berühmten Helden Dietrich, ihre Tore. Auch in Romaburg 
zog er ein, nachdem der böse Sibich, der selbst nach der Krone ge- 
griffen hatte, von einem treuen Lehnsmann der Amelungen er- 
schlagen worden war. Von hier aus herrschte Dietrich noch lange 
Jahre als Kaiser über das große Ostgotenreich, aber man nannte 
ihn nach wie vor den Berner, den Vogt (d. i. Schutzherr) von Bern. 
Wohl zog er bis in sein hohes Alter noch ab und zu auf Abenteuer 
und zum Kampfe gegen Unholde aus, doch mehr und mehr nahm 
ihn die Sorge für das Wohl seines Gotenvolkes in Anspruch, und
	        
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