Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Bd. 2)

Stellung zur Kirche. In Rom herrschte damals ein.Schisma, 
das durch die Wahl dreier Päpste entstanden war. Heinrich bewog den 
rechtmäßigen Papst zur Abdankung und erklärte die Gegenpäpste für 
abgesetzt. Er ließ dann eine neue Papstwahl vornehmen und bewirkte, daß 
viermal hintereinander der päpstliche Stuhl mit Deutschen 
besetzt wurde. Um ähnlichen Zwistigkeiten vorznbeugeu. übertrug er 
die Papstwahl, die bisher einige römische Familien sür sich beansprucht 
hatten, dem römischen Volke und der römischen Geistlichkeit, 
behielt sich aber das Vorschlagsrecht und die endgültige Ent¬ 
scheidung vor. 
Heinrich war eilt Fürst von größter Gerechtigkeitsliebe, hohem 
Mute, ernster Lebensauffassung und tiefreligiösem Sinne; niemals setzte 
er sich die Krone auf. ohne vorher gefastet und gebetet zu habeu. Er 
„überragte alles Volk um Haupteslänge" und wurde wegen feiner dunklen 
Gesichtsfarbe „der Schwarze" genannt. Von seiner Mutter hatte er 
eine vortreffliche Erziehung erhalten, und in den Wissenschaften war er 
wohl unterwiesen. Er starb im besten Mannesalter und wurde wie sein 
Vater im Kaiserdom zu Speier beigesetzt. 
Heinrich IV. (1056-1106). 
Die Zeit der vormundschaftlichen Regierung. Heinrich war 
erst sechs Jahre alt, als sein Vater starb. Die vormnudschastliche Re- 
gierung übernahm deshalb seine Mutter, die Kaiserin Agnes, die an dem 
Bischof Heinrich von Augsburg eine kräftige Stütze fand. Die 
Großen des Reiches, die die Jugend des neuen Kaisers benutzten, um 
ihre frühere Selbständigkeit wiederzuerlangen, suchte sie durch Nachgiebig- 
feit und Gnadenbeweise für sich zu gewinnen. 
Doch mit der vormundschaftlichen Regierung und der Erziehung 
des jungen Königs waren die Fürsten, an deren Spitze der Erzbischof 
Anno von Cöln stand, nicht zufrieden; sie wollten einen größeren Ein- 
fluß auf die Regierung des Reiches gewinnen, indem die Reichsgeschäfte 
von dem Erzbifchofe geführt werden sollten, in dessen Gebiete der junge 
König sich aufhielt. Durch List und Gewalt wurde der König seiner 
Mutter entrissen und unter die Leitung des strengen Erzbischofs 
Anno von Cöln gestellt, der jetzt auch die vormundschaftliche Re- 
gierung übernahm. 
Schon nach einem Jahre kam Heinrich zu dem weltgewandten und 
prachtliebenden Erzbischof Adalbert von Bremen. Gegen die 
aufkeimenden Leidenschaften und häßlichen Neigungen
	        
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