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Aus der Zeit der Karolinger.
und friedfertigen Imperator der Römer Karolus Angnstus!" So
ward die römische Kaiserwürde, die seit dem Untergange des römi-
schen Kaiserreiches vor mehr als dreihundert Jahren geruht hatte,
wiederhergestellt.
3. .ftarl als Staatsmann. Karl der Große war nicht nur ein
bedeutender Feldherr, sondern auch ein weiser Staatsmann. Sein
ganzes Reich teilte er in viele kleine Gaue, über die er Grafen
setzte. Diese hielten Gericht, wachten über Ordnung und führten
im Kriege den Heerbann ihrer Grafschaft. Noch selbständiger waren
die Markgrafen, welche das außerhalb der Grenzen liegende
Vorland zu bewachen hatten. Mehrere Gaue bildeten den Bezirk
oder den Sprengel eines Bischofs. Zur Beaufsichtigung der Grafen
und Bischöfe ließ Karl das ganze Land durch vertraute Räte,
Königsboten, planmäßig bereisen. Im Frühling jedes Jahres
pflegten sich alle Freien, im Herbste die Großen des Reiches zu
Beratungen zu versammeln. Ihre von Karl genehmigten Be-
schlüsse galten als Gesetze. Diese pflegte er mit seinem Degen-
knöpfe zu untersiegeln.
Für die äußere Wohlfahrt des Volkes war der sorgsame Herr-
scher unermüdlich tätig. Zur Hebung der Landwirtschaft richtete
er auf seinen eigenen Gütern Musterwirtschaften ein, in denen er
sich um alle Einzelheiten des Betriebes genau kümmerte. Es ist
noch eine schriftliche Anweisung erhalten, die er für die Verwalter
seiner Güter entworfen hatte. Er bestimmte darin, wie ein er-
fahrener Landwirt ganz genau, wie Butter und Käse, Honig und
Wachs bereitet, wie der Wein gekeltert, das Bier gebraut, wieviel
Eier und wieviel Gänse, Enten und Hühner verkauft werden
sollten. Handel nnd Verkehr wurden durch Anlage von Straßen
und Brücken, sowie durch Verträge mit auswärtigen Herrschern
gefördert. Der Kalif Harun al Raschid schickte ihm aus Bagdad
herrliche Geschenke, unter anderen eine künstliche Wasseruhr und
einen gelehrigen iElefanten.
Vornehmlich lag Karl die Bildung des Volkes am Herzen.
Er rief .tüchtige Gelehrte an seinen Hof und gründete Schulen.
Diese besuchte er häufig, lobte die fleißigen und tadelte die trägen
Schüler. Auch pflegte er deutsche Art und Sprache und versuchte
sich selbst in der Schaffung einer deutschen Sprachlehre. Er gab
den Winden und Monaten deutsche Namen und ließ die alten beut-
schen Heldenlieder sammeln. Die Kirche unterstützte er freigebig.