Full text: Lebensbilder aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges (Teil 2)

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Aus der Zeit der Karolinger. 
und friedfertigen Imperator der Römer Karolus Angnstus!" So 
ward die römische Kaiserwürde, die seit dem Untergange des römi- 
schen Kaiserreiches vor mehr als dreihundert Jahren geruht hatte, 
wiederhergestellt. 
3. .ftarl als Staatsmann. Karl der Große war nicht nur ein 
bedeutender Feldherr, sondern auch ein weiser Staatsmann. Sein 
ganzes Reich teilte er in viele kleine Gaue, über die er Grafen 
setzte. Diese hielten Gericht, wachten über Ordnung und führten 
im Kriege den Heerbann ihrer Grafschaft. Noch selbständiger waren 
die Markgrafen, welche das außerhalb der Grenzen liegende 
Vorland zu bewachen hatten. Mehrere Gaue bildeten den Bezirk 
oder den Sprengel eines Bischofs. Zur Beaufsichtigung der Grafen 
und Bischöfe ließ Karl das ganze Land durch vertraute Räte, 
Königsboten, planmäßig bereisen. Im Frühling jedes Jahres 
pflegten sich alle Freien, im Herbste die Großen des Reiches zu 
Beratungen zu versammeln. Ihre von Karl genehmigten Be- 
schlüsse galten als Gesetze. Diese pflegte er mit seinem Degen- 
knöpfe zu untersiegeln. 
Für die äußere Wohlfahrt des Volkes war der sorgsame Herr- 
scher unermüdlich tätig. Zur Hebung der Landwirtschaft richtete 
er auf seinen eigenen Gütern Musterwirtschaften ein, in denen er 
sich um alle Einzelheiten des Betriebes genau kümmerte. Es ist 
noch eine schriftliche Anweisung erhalten, die er für die Verwalter 
seiner Güter entworfen hatte. Er bestimmte darin, wie ein er- 
fahrener Landwirt ganz genau, wie Butter und Käse, Honig und 
Wachs bereitet, wie der Wein gekeltert, das Bier gebraut, wieviel 
Eier und wieviel Gänse, Enten und Hühner verkauft werden 
sollten. Handel nnd Verkehr wurden durch Anlage von Straßen 
und Brücken, sowie durch Verträge mit auswärtigen Herrschern 
gefördert. Der Kalif Harun al Raschid schickte ihm aus Bagdad 
herrliche Geschenke, unter anderen eine künstliche Wasseruhr und 
einen gelehrigen iElefanten. 
Vornehmlich lag Karl die Bildung des Volkes am Herzen. 
Er rief .tüchtige Gelehrte an seinen Hof und gründete Schulen. 
Diese besuchte er häufig, lobte die fleißigen und tadelte die trägen 
Schüler. Auch pflegte er deutsche Art und Sprache und versuchte 
sich selbst in der Schaffung einer deutschen Sprachlehre. Er gab 
den Winden und Monaten deutsche Namen und ließ die alten beut- 
schen Heldenlieder sammeln. Die Kirche unterstützte er freigebig.
	        
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