Karl der Große.
15
Dem Gottesdienste wurde durch Gesang und Orgelspiel größere
Feierlichkeit verliehen.
4. Karls Lebensweise und Tod. Karl war groß und stark ge¬
baut, er maß von den Zehen bis zum Scheitel siebenmal die Länge
seines Fußes. In früher Jugend übte er nach fränkischer Sitte
seine Körperkraft und wurde der beste Fechter und der beste
Schwimmer. Sein Hauptvergnügen war die Jagd, und wenn er
seinem Hofe ein Fest bereiten wollte, wurde ein Treibjagen an-
gestellt. Alles setzte sich zu Pferde, und dann ging es unter dem
Klange der Horner und dem Gebell unzähliger Hunde in lärmendem
Jubel hinaus in die Weite der Wälder, wo dann die jungen Edlen
sich durch Mut und Geschicklichkeit zu übertreffen suchten. Karl,
mitten unter ihnen, bestand manch heißen Kampf mit wilden
Ebern, Bären und Auerochsen. Seine Stirn war frei; seine Augen
groß und lebhaft; sein Haar blond und weich, sein Antlitz sreund-
lich und heiter. Seine Kleidung unterschied sich wenig von der ge-
wohnlichen Tracht des fränkischen Volkes, sie war zum Teil von
seinen eigenen Töchtern gefertigt; ausländischer Prunk war ihm
verhaßt.
Karls Lebensweise war von der größten Einfachheit.
Speise und Trank genoß er mäßig; ein Wildbretbraten, vom
Jäger am Spieße aus die Tasel gebracht, war seine Lieblings-
speise; während des Mahles liebte er Musik und vaterländische
Sieder. Des Nachts unterbrach er häufig feinen Schlaf; dann übte
er wohl die schwertgewohnte Hand in der schwierigen Kunst des
Schreibens, das er erst im Alter erlernte. Eine bestimmte Residenz
hatte der Kaiser nicht; er weilte bald auf dieser, bald auf jener
seiner Pfalzen. Am liebsten hielt er sich am Rhein in Ingel¬
heim aus und vor allem, der warmen Bäder wegen, in Aachen,
wo er ein prächtiges Königshaus erbauen ließ.
Der Kaiser erhielt sich bis an sein Lebensende frisch und
rüstig. Im zweiundsiebzigsten Lebensjahre starb er nach kurzem
Krankenlager 814 in Aachen. Eine einfache Marmorplatte be¬
zeichnet seine Grabstätte mit der kurzen Inschrift: Cärolus magnus.
In Sage und Lied lebte das Andenken an den großen Herrscher
noch Jahrhunderte hindurch fort.
5. Karls Nachfolger und die Reichsteilung. Das Reich Karls
des Großen, welches einzig und allein durch feine gewaltige Per-
fönlichkeit geschaffen und zusammengehalten wurde, geriet unter