Konrad III.
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für seinen zehnjährigen Sohn Heinrich, der später den Bei-
namen der Löwe erhielt, hartnäckig fort. Bei der Belagerung
der Stadt Weinsberg soll nach einer unverbürgten Erzählung
zum erstenmal das Feldgeschrei erschollen sein: „Hie Welf! Hie
Waibling!" Konrad hatte, so meldet die Sage, allen Verteidigern
der Stadt den Untergang zugeschworen. Nur den Weibern wollte
er mit ihrer kostbarsten Habe den Abzug gestatten. Da trugen die
klugen und treuen Frauen ihre Männer als ihr bestes Gut auf
den Schultern aus den Toren. Großmütig gewährte der Kaiser
auch den Männern Gnade, indem er sprach: „Ein Kaiserwort soll
man nicht drehen noch deuteln!" Endlich erhielt Heinrich der
Löwe Sachsen zurück, verlor aber Bayern.
In den letzten Jahren seines Lebens unternahm Konrad einen
Zug nach Palästina. Plötzlich traf nämlich die Schreckenskunde in
Europa ein, daß die östliche Vormauer des heiligen Landes, das
feste Edessa, in die Hände der Feinde gefallen sei. Da beschloß
Konrad, gemeinschaftlich mit dem König von Frankreich, das Kreuz
zu nehmen. Der Zug hatte jedoch keinen Erfolg. Durch Wasser-
mangel, Verrat der griechischen Wegweiser und das Schwert der
Türken wurden die christlichen Heere in Kleinasien aufgerieben,
und Edessa blieb verloren.
§ 15.
Friedrich I. Barbarossa. 1152—1190.
1. Friedrichs Persönlichkeit. Da Konrad III. klar erkannte,
daß das Reich einer festen und sicheren Hand bedürfe, so empfahl
er auf dem Sterbebette den Fürsten statt seines minderjährigen
Sohnes seinen Neffen, Herzog Friedrich von Schwaben, zu
seinem Nachfolger. Dieser stand im 31. Lebensjahr, als er unter
freudiger Zustimmung des Volkes von den Fürsten einstimmig ge-
wählt wurde. In Aachen ließ er sich im Dom vom Erzbischof von
Köln feierlich krönen. Als er nach der Krönung auf dem Thron
Karls des Großen Platz genommen hatte, fiel ihm vor versammeltem
Volk einer seiner Dienstmannen, den er streng bestraft hatte, zu
Füßen. Der meinte, an diesem hohen Freudentage werde ihm die
Strafe ohne weiteres erlassen werden. Der König aber entgegnete
ihm ernst: „Ich habe dich nicht aus Haß gestraft, sondern um der
Gerechtigkeit willen." Friedrich war von mittlerer Größe, .starkem
Körperbau und majestätischem, doch freundlichem Ansehen. Seine