Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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^ldung alle Fürsten damaliger Zeit überragte. Wegen seiner Fertigkeit 
im Lateinischen wurde er Cicero genannt. Seine Regierung zeichnete sich 
durch weise Sparsamkeit und Ordnung und Versöhnlichkeit gegen äußere 
Feinde aus. Neben der Aufbesserung der Finanzen ließ sich Johann auch 
die Hebung der allgemeinen Bildung im Lande angelegen sein, er dachte 
sogar daran, eine Universität zu gründen. Er ist der erste Hohenzoller, 
der in der Mark gestorben und begraben ist. 
Joachim I. Nestor (1499-1535). Joachim war bei dem Tode 
seines Vaters erst 15 Jahre alt, doch ließen ihn seine tüchtige Bildung 
und sein ernster und fester Charakter viel älter erscheinen. Seine Redner- 
gäbe und sein Einfluß in den Fürstenversammlungen verschafften ihm den 
Beinamen Nestor. Von vornherein entfaltete er eine rühmliche und 
energische Tätigkeit, die öffentliche Sicherheit im Lande zu schirmen, Recht 
und Ordnung immer mehr einzubürgern. Noch immer machten die'Raub- 
ritter die Straßen unsicher, und sie erhoben sich nur noch frecher, da 
Joachim bei seinem Regierungsantritt noch ein Knabe war. Damals betete 
das arme Landvolk: „Vor KöcEeritz und Lüderitz, vor Krachten und vor 
Jtzenplitz behüt uns, lieber Herrgott!" Aber Joachim erließ harte Befehle 
gegen die Landbeschädiger, schritt mit Strenge ein und machte keinen 
Unterschied zwischen vornehm und gering: viele adlige Räuber mußten ihre 
Untat mit dem Leben büßen. Um die Rechtspflege zu fördern, und damit 
niemand mehr an Selbsthilfe durch Fehde denke, errichtete Joachim (1516) 
ein Hof- und Kammergericht und besetzte es mit vier kurfürstlichen 
nnd acht ständischen Richtern. Recht und Gerechtigkeit gediehen nun im 
Lande, obgleich er einer heftigen Judenverfolgung (1510) nicht Einhalt 
tat und alle Juden seines Landes verwies. Trotz seiner Bildung konnte 
er doch alle Vorurteile seiner Zeit nicht überwinden. Er verwirklichte den 
Lieblingsplan seines Vaters und gründete im Jahre 1506 die Universität 
Frankfurt a. d. O., die schnell aufblühte, aber dann durch den Glanz 
Wittenbergs litt.1) Den langjährigen Streit mit Pommern legte er durch 
1529 ben Vertrag zu Grimnitz (1529) bei, in dem er auf die Lehnshoheit 
verzichtete, dafür aber die feierliche Anerkennung des brandenburgischen Erb- 
rechtes auf Pommern erhielt. 
Der Reformation zeigte er sich als heftiger Gegner, obgleich er die 
Gebrechen der Kirche und eine Reform derselben klar erkannte. Sein stolzes 
Fürstenbewußtsein konnte es nicht ertragen, daß ein einfacher Mönch, der 
noch obenein seinen Bruder, den Erzbischos von Magdeburg und Mainz, 
*) Die Stiftung der Universität Frankfurt.
	        
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